Können mal Wohnungen mit weniger Quadratmetern gebaut werden?
Sehr geehrter Herr von Notz!
Es soll und muss ja jetzt viel gebaut werden. Könnten Sie vielleicht mal aus der Perspektive von denen denken, die ihre Miete und Heizkosten nicht mehr bezahlen können? Oder an die denken, die das zwar bezahlen können, aber sich dann sonst nichts mehr leisten können. Und auch an die denken, die von Obdachlosigkeit bedroht sind oder in der Flüchtlingunterkunft sind. Einzelne Personen in solchen Lagen denken nicht: "Wie kann ich denn eine Sozialwohnung mit 2 Zimmern bekommen, 45-50 qm?" Weil A) braucht man das nicht und B) kann man für soviel Kubikmeter die Heizkkosten nicht bezahlen. Aus der Perpektive wäre man froh um eine Apartment mit z. B. einem Raum, 11 qm, plus kleiner Küche und Bad. Oder auch ohne eigene Küche, nur mit Gemeinschaftsküche. Mit eingebauter Schrankwand, bis unter die Decke= Maximale Nutzung von Kubikmetern. Dann könnten 4 köpfige Familien die 50 qm Wohnungen bewohnen. Das ist in Asien alles normal.
Herzlichen Gruß
Nina B.
Sehr geehrte Frau B.,
vielen Dank für Ihre erneute Frage an mich. Sie haben Recht, wir brauchen dringend mehr bezahlbare Wohnungen und ein besseres Mietrecht, dass Mieterinnen und Mieter vor den explodierenden Mieten und dem Verlust Ihrer Wohnung schützt. Leider wurde in den vergangenen Jahren vielfach mit hochpreisigen Miet- und Eigentumswohnungen am Bedarf vorbeigebaut. Die im Ampel-Koalitionsvertrag fixierte Mietrechtsnovelle wurde vom BMJ noch nicht umgesetzt.
Was weiterhin fehlt sind Wohnungen für Menschen mit geringen Einkommen. Um hier eine Kehrtwende einzuleiten und ein neues Segment am Wohnungsmarkt zu schaffen, kämpfen wir Grüne für die Einführung einer neuen Wohngemeinnützigkeit. Hier werden gemeinnützige Unternehmen mit Steuerbefreiungen und Investitionszuschüssen vom Staat unterstützt, im Gegenzug stellen Sie Ihre Wohnungen dauerhaft zu einem bezahlbaren Mietzins zur Verfügung. Hiervon werden viele Menschen mit geringen Einkommen wie Geringverdienerinnen und -verdiener, junge Familien, Rentnerinnen und Rentner sowie Auszubildende und Studierende profitieren. Um sie bei Miet- und Energiekosten zu unterstützen, haben wir zudem zu Beginn des Jahres 2023 mit einer großen Wohngeldnovelle die Zuschüsse und den Kreis der Empfangsberechtigten deutlich ausgeweitet, zudem wurden in dieser Legislaturperiode bereits zwei Heizkostenzuschüsse ausbezahlt. Um Menschen dauerhaft vor Energiearmut, also vor zu hohen Energiekosten, zu schützen, ist es es essentiell, gleich mit hohen Standards neu zu bauen bzw. Altbauten in den nächsten Jahren umfassend zu sanieren. Das schützt das Klima und hält die Nebenkosten verlässlich.
Die Überbelegung von Wohnungen kann durchaus auch zur Belastung innerhalb von Familien führen. Auch das Leben in Wohngemeinschaften ist nicht für alle was. Es soll jede und jeder selbst entscheiden, wie sie oder er wohnen möchte. Aus den Housing-First-Konzepten zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit wissen wir allerdings, dass es gerade sehr wichtig und effektiv ist, eigenen Wohnraum mit eigenem Mietvertrag und eigenem Schlüssel zu vermitteln. Ruhe und Rückzugsraum sind enorm wichtig, um wieder auf die Beine zu kommen - gerade für Personen, die lange keine Privatsphäre auf der Straße hatten. Viele Obdachlose haben auch schlechte Erfahrungen mit Gruppenunterkünften gemacht und lehnen geteilte Unterkünfte daher ab.
Mit abermals besten Grüßen nach Berlin
Konstantin von Notz