Dennoch bleibe ich dabei, dass der Beschluss des Deutschen Bundestages vom 23. Juni richtig war, da die afghanische Regierung zu diesem Zeitpunkt – egal ob es 350 oder 390 von 400 Distrikten waren - noch sehr große Teile des Landes kontrollierte.
Einer meiner Schlüsse schon jetzt ist, dass wir uns generell realistischen Zielen verschreiben müssen. Wir dürfen uns nicht moralgesteuert verhalten und versuchen, anderen Ländern unsere Kultur, Lebensweise und Demokratie überzustülpen.
Jetzt sind die Rahmenbedingungen in Deutschland jedoch völlig andere als noch im Frühjahr dieses Jahres. Mittlerweile sind 61,5% der Bevölkerung vollständig geimpft. Deshalb habe ich immer betont, dass der Weg zur Normalität den weiteren Weg in der Pandemie bestimmen muss.
Soldatinnen und Soldaten werden gezielt dort eingesetzt, wo die Verwaltung auf deren praktische Erfahrungen und Fachexpertise angewiesen ist, wie etwa in Rüstung und dem Beschaffungswesen. Die militärische Expertise der Einsatzkräfte ist hier faktisch unersetzbar.
Deshalb haben wir den Schutz von Prostituierten auch ganz klar in unserem Wahlprogramm adressiert. Schließlich gibt es nach wie vor trotz klarer Verbote Zuhälterei, Zwangsprostitution und Menschenhandel.
Es bestand die Erwartung, dass das afghanische Volk sich nicht erneut von den Taliban und deren grausamen Moral- und Staatsvorstellungen unterjochen lassen würden. Uns alle hat dieser eklatant fehlende Kampfeswillen überrascht und erschüttert.