Patrick Fischer
Patrick Fischer
Volt
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Frage von Jasmin H. •

Wie positioniert sich Volt zur Inklusion im Bildungssystem und welche Vision hat Volt für die Bildungslandschaft in den kommenden Jahren?

Patrick Fischer
Antwort von
Volt

Liebe Frau H.

vielen Dank für Ihre so wichtige Frage. 

Inklusion ist für uns ein gesamtgesellschaftliches Thema und eine Aufgabe, die Vielfalt individueller Persönlichkeitsmerkmale in einer Gemeinschaft anzuerkennen und wertzuschätzen. In einem integrierten Europa möchten wir Hamburgs Stadtgesellschaft inklusiv gestalten. 

Dabei kommt der Bildung eine entscheidende Rolle zu. Wir streben eine umfassende Transformation des Bildungssystems an, um den individuellen Bedürfnissen der Schüler*innen und der damit verbundenen persönlichen Lernwege gerecht zu werden. 

Konkret möchten wir die neue Art des inklusiven Lernens auf individuellen Lernwegen durch folgende Maßnahmen umsetzen:

  • Wir wollen sicherstellen, dass für eine nachhaltige inklusive Bildung an allen Schulen eine ausreichende Anzahl von qualifizierten und spezifisch ausgebildeten Mitarbeitenden tätig ist. Die multiprofessionellen Teams beinhalten Schulsozialarbeitende, Psycholog*innen und andere einschlägige Fachkräfte aus den Bereichen Gesundheit und soziale Dienste (z. T. angegliedert an regionale Bildungs- und Beratungszentren). Damit würden Fachlehrkräfte in die Lage versetzt, ihren pädagogischen Kernaufgaben nachzukommen, die Attraktivität des Lehrendenberufs würde sich deutlich erhöhen und den gesundheitlichen Be- und Überlastungen könnte vorgebeugt werden.
  • Um den massiven Herausforderungen der schulischen Bildung gerecht zu werden, möchten wir kurzfristig die Ressourcen für die schulische Bildung erheblich ausweiten (Erhöhung um 2 Prozentpunkte des BIP). Die Ressourcen sollen genutzt werden, um durch zusätzliches sozial-/sonder- und allgemeinpädagogisches Personal Entlastung für die Mitarbeitenden in Schulen zu schaffen, sodass diese sich der effektiven Lernwegbegleitung ihrer Schüler*innen widmen können. In zu installierenden wöchentlichen Lerncoaching-Gesprächen sollen alle Schüler*innen eine kontinuierliche Begleitung ihrer individuellen Lernprozesse durch eine direkte Bezugslehrkraft erhalten, was Noten hinfällig machen kann. Zudem soll die Ressource genutzt werden, um Zeit für fest installierte, systematische Unterrichtsentwicklung im Team zu ermöglichen. Den individuellen Voraussetzungen der Lernenden kann durch kollaborativ erarbeitetes, differenziertes Lernmaterial entsprochen werden. Im Unterricht unterstützen multiprofessionelle Teams Schüler*innen bei ihren individuellen Lernwegen.
  • Die Aufhebung der Gliedrigkeit des gegenwärtigen Schulsystems ermöglicht es, den persönlichen Bedürfnissen der Lernenden durch vollständig individualisierte Lernwege gerecht zu werden und vermag es gleichzeitig gesellschaftlichen Spaltungen durch erlebte Gemeinschaft zu begegnen. Die Schulforschung ist sich in der Kritik an der frühen Leistungsselektion im Grundschulalter einig. In einem Schultransformationsplan möchten wir deshalb die Schulstruktur anpassen.
    • Wir wollen eine Primarstufe, in der Schüler*innen mit unterschiedlichsten Herkunftsbiografien gemeinsam in einer Klasse lernen und wirksame individuelle Förderung erhalten.
    • Wir setzen uns dafür ein, dass es ab der Sekundarstufe I eine Schulform gibt, in welcher alle Schüler*innen gemeinsam lernen. Dort erleben sie Diversität sowohl im Klassenraum als auch in der gesamten Schulfamilie als Selbstverständlichkeit. Während einige Kurse in einer Stammklasse stattfinden, werden in den Kernfächern Angebote auf mehreren Leistungsniveaus gemacht.
    • Wir wollen eine Sekundarstufe II, in der weiterhin eine spezifische Profilbildung stattfinden kann. Die Hochschulreife kann je nach Leistungsentwicklung nach 11, 12 oder 13 Jahren absolviert werden.
  • Wir wollen erreichen, dass Schüler*innen eine ganztägige bestmögliche Lern- und Entwicklungsumgebung erhalten. Wenn sich die individuelle Förderung über den Lerntag hinweg verteilt, können bessere Lernerfolge erzielt werden. Der tagtägliche Schulanfang kann alters- und entwicklungsspezifisch angepasst werden. Alle drei Arten der Ganztagsschulen in Hamburg benötigen ausreichend Personalressourcen, um dieses Angebot attraktiv und auf qualitativ hohem Niveau zu gewährleisten. 

Volt legt Wert auf die Vermittlung digitaler Kompetenzen, um junge Menschen darin zu unterstützen, ihr Leben sowie die (digitale) Welt, in der sie aufwachsen, (selbst-)bewusst, informiert und kreativ zu gestalten. Dies reicht von der altersgerechten Beschäftigung mit Grundlagen der Informatik bis zu der Fähigkeit, Quellen und Daten interpretieren zu können. Dazu gehören auch Kompetenzen aus dem Bereich der Lern- und Gedächtnistechniken. Wir wollen personalisierte Lernprozesse ermöglichen und sie durch geeignete digitale Werkzeuge (KI gestützte adaptive Lernsoftware) unterstützen. Wir fördern das Erlernen und Einüben von Fähigkeiten wie Kommunikation, Kollaboration, Kreativität, kritisches Denken in der analogen und digitalen Welt. Diese Fähigkeiten halten wir im 21. Jahrhundert für zentral. Die zur Verfügung gestellten digitalen Endgeräte, die Netzwerktechnik und die Lehr- und Lernplattformen müssen die von der Schule gewählte pädagogische und methodische Zielsetzung unterstützen.

Ich danke Ihnen nochmals für Ihre Frage. 

Herzlichen Gruß

Patrick Fischer

 

 

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