Werden Sie für ein AFD-Verbotsverfahren stimmen?
Sehr geehrte Frau Grütters,
werden Sie der gerichtlichen Prüfung eines AFD-Verbots zustimmen? Die AFD hat mehrfach bewiesen, dass sie die Demokratie nur solange respektiert, wie sie ihr dazu hilft, Macht zu bekommen (siehe Thüringen), und offen rechtsextreme volksverhetzende Politik macht. Natürlich muss man auch mit den Inhalten umgehen, ein Verbot selbst reicht nicht aus. Aber das kann man auch machen, ohne derweil einer in vielen Bundesländern als gesichert rechtsextremen Partei einen Haufen Steuergelder durch Parteienfinanzierung für ihre Propaganda zur Verfügung zu stellen und den Rechtsextremen in diesem Land einen politischen Arm zu bieten. (Zudem wird das Verbot ja erstmal behördlich geprüft, es geht ja nicht darum, für ein Verbot direkt zu stimmen, sondern nur dafür, dass jemand mit viel Sachkenntnis genauer draufschaut, deshalb dauert ein Verfahren ja so lange.)
Wie ist ihr Standpunkt dazu?
Sehr geehrte Frau Susanne B.,
haben Sie Dank für Ihre Nachricht.
Ich verstehe Ihre Besorgnis über die Entwicklung der AfD sehr gut, und ich teile Ihre Auffassung, dass die ‚Alternative für Deutschland‘ eine ernsthafte Gefahr für unser Land darstellt.
Diese Partei gibt sich öffentlich als bürgerlich-harmlose Kümmerer-Partei, offenbart aber hinter den Kulissen ihr wahres Gesicht. In Berichten des Verfassungsschutzes und Recherchen der Medien zeigen sich immer wieder und auch immer mehr Indizien dafür, dass große Teile der AfD verfassungsfeindlich sind. Zuletzt legten Recherchen zu einem Treffen von AfD-Politikern mit Rechtsextremisten offen, wie stark die AfD in rechtsextremistischen Netzwerken verwurzelt ist.
Aus guten Gründen haben die Mütter und Väter des Grundgesetzes die Möglichkeit eines Parteiverbots in unserer Verfassung verankert. Aus ebenso guten Gründen gelten für ein solches Parteiverbot aber auch sehr hohe Hürden.
Ob diese Hürden in Bezug auf die AfD insgesamt oder einzelne Landesverbände überschritten werden können, kann und muss in erster Linie die Bundesregierung auch auf Grundlage der Erkenntnisse der ihr Berichterstattenden Nachrichtendienste beurteilen. Der Verfassungsschutz beobachtet die AfD seit nunmehr fast zwei Jahren als rechtsextremistischen Verdachtsfall und hat somit einen umfassenden Überblick zu der Frage, ob ein solch schwieriges Verfahren überhaupt Erfolg hätte. Dabei ist höchste Sorgfalt angezeigt. Denn von einem Verbotsverfahren, das am Ende keinen Erfolg hat, würde einzig und allein die AfD profitieren.
Bereits die aktuelle Verbotsdiskussion mobilisiert die Anhängerschaft der AfD und hilft ihr einmal mehr, sich als Opfer darzustellen. Ein Verbotsverfahren ist außerdem langwierig. Bis die erste Verhandlung zum Verbotsverfahren angesetzt ist, dürften die nächste Bundestagswahl vorüber und die AfD in der Zwischenzeit um ein Mobilisierungsthema reicher sein.
Für mich und meine Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist klar:
Entscheidend ist die politische, inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD. Wer genau hinschaut, sieht, dass die AfD keine echten Lösungen für die Probleme in unserem Land hat. Sie verfolgt eine rein destruktive Politik, die unserem Land und unserer Gesellschaft schadet. Sie unterscheidet sich damit fundamental von unseren politischen Grundwerten und unserer Haltung als konstruktive Opposition. Unser Land braucht eine Politik, welche die Probleme im Land entschlossen angeht und dieser gefährlichen Entwicklung somit den Nährboden entzieht. Wer stattdessen ein Parteiverbot als Lösung aller Probleme verkauft, macht es sich deutlich zu einfach.
Wir arbeiten jeden Tag dafür, die AfD inhaltlich zu stellen und das Vertrauen der Menschen in konstruktive und lösungsorientierte Politik wieder zu stärken. Das Schmieden von Plänen für eine „Remigration“ oder die Bezeichnung der Nazi-Zeit als „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte sind mehr als gefährlich für unsere offene und plurale Gesellschaft. Hier ist sind jede und jeder Einzelne von uns gefragt, klar Stellung zu beziehen.
Ich hoffe, die Antwort ist Ihnen dienlich.
Monika Grütters MdB
Staatsministerin a. D.