Frage an Monika Grütters von Lea T. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Grütters,
Ich bin Lea Thomssen, 16 Jahre alt und gehe in die 10 Klasse des John-Brinckman-Gymnasiums in Güstrow.
Zurzeit schreibe ich meine Facharbeit zum Thema „Frauen in der CDU“. Ich bin nämlich der Meinung das, dass Thema Frauen in der Politik von großer Bedeutung ist! Bekanntlich liegt der Frauenanteil der CDU bei nicht mehr als 26,5% .Das ist definitiv zu wenig! Ich möchte mehr darüber erfahren und da wäre es toll, wenn sie mir meine Fragen beantworten könnten.
-Haben sie erlebt, das mit Politikerinnen in der Öffentlichkeit anders umgegangen wurde als mit Politikern?
-Sehen Sie es als einen Nachteil mit der Mehrheit von Männern Politik zu machen ?
Wenn nicht gibt es vielleicht auch Vorteile ?
-Wie sollten Ihrer Meinung nach, Frauen gefördert werden? Was sagen Sie zur Quote?
-Was sind Ihre Wünsche oder Ratschläge an junge, politisch interessierte Frauen?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen !
Mit freundlichen Grüßen
Lea Thomssen
Sehr geehrte Frau Thomssen,
vielen Dank für Ihre Fragen. Ich halte es für vernünftig, wenn wir versuchen, in der Politik die gesellschaftliche Vielfalt unseres Landes abzubilden. Das gilt nicht nur für ein möglichst ausgewogenes Geschlechterverhältnis, denn als Politik sollen wir ja angemessene und vernünftige Lösungen für die Probleme der Menschen in unserem Land finden. Dabei geht es nicht darum, in den Parlamenten ein genaues Abbild der Gesellschaftsstruktur abzubilden, sondern um die Möglichkeit, dass allen Perspektiven eine Vertretung ermöglicht wird.
Ich bin in meiner politischen Karriere regelmäßig von Männern gefördert worden, auch wenn sich Verhältnisse manchmal spürbar gewandelt haben, sobald ich auf Augenhöhe angekommen war. Da gilt dann ein Wettbewerb wie überall im Leben. Allerdings habe ich durchaus den Eindruck, dass die Öffentlichkeit an Frauen in der Politik andere Maßstäbe anlegt. In Medienberichten kann ich jedenfalls regelmäßig etwas über die Kleidungswahl von Politikerinnen lesen, bekomme jedoch nur äußerst selten eine ausführliche Stilkritik des uniformen männlichen Anzugträgers in der Politik.
Der Quote habe ich über sehr lange Zeit skeptisch gegenübergestanden, auch weil es mir und anderen Frauen ohne ein derartiges Instrument gelungen ist, in Führungspositionen innerhalb der Politik aufzusteigen. Ein seit Jahren geltendes 30-Prozent-Quorum bei Listenwahlen hat uns Frauen in der CDU zu viel mehr Beteiligung und Sichtbarkeit verholfen. Tatsächlich bin ich aber in den letzten Jahren zu der Überzeugung gelangt, dass es das Instrument der Quote offensichtlich braucht, um die Bequemlichkeit und tradierte Verhaltensweisen des Politikbetriebs und auch in anderen gesellschaftlichen Teilbereichen in der Frage der Gleichberechtigung aufzubrechen. Deshalb bemühen wir uns, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Das ist auch für das politische Engagement von Frauen in Parteien und Politik weiterhin von entscheidender Bedeutung, denn die Kinderbetreuung ist noch immer eine weibliche Domäne, auch wenn sich hier in den vergangenen Jahren ein stärkeres Engagement der Männer sehr behutsam abzeichnet.
Ich rate politisch interessierten Frauen häufig, dass Sie sich früh untereinander vernetzen und sich auch in bestehende Netzwerke innerhalb politischer Strukturen einbringen sollten. Es sind solche Netzwerke und Kontakte, die Möglichkeiten eröffnen, einen Schritt nach vorne zu machen. Darüber hinaus gehört auch eine Portion Mut und Selbstvertrauen dazu. Viele exzellente Frauen neigen manchmal dazu, ihr Licht etwas unter den Scheffel zu stellen. Damit ist nicht gesagt, dass Frauen nun zwangsläufig unangenehm großspurig auftreten sollten, aber dass sie ihre oft herausragenden Qualifikationen und Fähigkeiten nicht verstecken, sondern selbstbewusst vertreten.
Mit freundlichen Grüßen und vielen guten Wünschen für Ihre Facharbeit,
Monika Grütters