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Monika Grütters
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Frage von Michael M. •

Frage an Monika Grütters von Michael M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Prof. Grütters,

fast alle Wissenschaftsbereiche haben innerhalb der letzten Jahrzehnte durch den Einsatz hochmoderner Verfahren und vor allem durch interdisziplinäre Zusammenarbeit mit gewaltigen Wissenssprüngen ihre Modelle verfeinert und teilweise mit völlig neuen Denkansätzen unser bisheriges Weltbild verändert.
Dem entgegen, das ist nicht nur mein Eindruck, glaubt man in der Ökonomie eine herausgehobene Stellung zu haben und hält es kaum für Nötig seine Theorien zu hinterfragen. Man verteidigt diese sogar noch, wenn sie in Teilen längst durch Erkenntnisse anderer Wissenschaftsbereiche und die Entwicklungen der Realität in Frage gestellt sind.

Was tun Sie persönlich dafür, dass die derzeitigen gewaltigen wirtschaftlichen Verwerfungen wissenschaftlich untersucht und die Ergebnisse öffentlich gemacht werden ?

Mit freundlichen Grüßen
Michael Meden

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Meden,

vielen Dank für Ihre Frage. Wir hatten ja bereits am vergangenen Wochenende die Möglichkeit, uns zu einigen Fragen auszutauschen. Zur Situation im Wissenschaftsbereich bin ich letztlich nicht ganz ihrer Meinung. Gerade in den Wirtschaftswissenschaften habe ich den Eindruck, dass man sich dort verstärkt fragt, warum viele gängige Theorien die Entwicklungen im Rahmen der internationalen Finanzkrise nicht prognostizieren konnten.

Mein Eindruck ist, dass sich diese wissenschaftliche Disziplin durchaus schon auf die Suche nach alternativen Ansätzen macht und gerade auch den Austausch mit den Sozialwissenschaften stärker sucht. Das kam ja nicht zuletzt auch in der Forderung zum Ausdruck, dass Wirtschaftswissenschaftler sich zukünftig stärker mit den ethischen Grundlagen wirtschaftlichen Handels auseinandersetzen sollten, die bisher von manchen rein rationalistisch ausgerichteten Schulen als vernachlässigbar angesehen wurden.

Derartige Herausforderungen sind übrigens in der Wissenschaft nicht so selten wie man denken könnte. Das Ende des Kalten Krieges hat etwa die Forschung genauso „erschüttert“ wie aktuell die Wirtschaftsturbulenzen. Denn auch dort hatten die „gängigen theoretischen Modelle“ der internationalen Politik das Ende der Ost-West-Konfrontation nicht prognostiziert und mussten angepasst werden.

Ich glaube, dass diese Entwicklung uns auch vor Augen führt, dass gerade dort, wo Menschen beteiligt sind (es also nicht um den Kern naturwissenschaftlicher Forschung geht), letzte Wahrheiten nicht zu haben sind.

Damit will ich die Ergebnisse derartiger Wissenschaft und Forschung nicht kleinreden: sie sind im Vergleich noch immer die zuverlässigste Entscheidungshilfe und helfen uns, wahrscheinliche Entwicklungen abzusehen. Aber sie sind eben nicht in der Lage, uns Gewissheiten zu vermitteln. Und deshalb bleibt die Politik eben eine Arena, in der um Entscheidungen und richtige Wege gerungen wird und nicht einfach die Voten der Wissenschaft umgesetzt werden können.

Mit freundlichen Grüßen,

Monika Grütters

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