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Monika Grütters
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Frage von Christian S. •

Frage an Monika Grütters von Christian S. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Prof. Monika Grütters,

mit großer Sorge betrachte ich Ihre Pläne bezüglich der Reduzierung der Ferien unserer Kinder.
Wäre es nicht besser die Ferienzeiten der Eltern zu erhöhen, anstatt die der Kinder zu verkürzen?
Hätten dann nicht Kinder und Eltern gemeinsam mehr Zeit für einander und wäre das nicht familienfreundlicher?
Ist es nicht Ihre Aufgabe zum Wohle des Volkes zu handeln?
Und:
Wie kommen Sie auf die Idee, dass es dem Wohle des Volkes dient Eltern von ihren Kindern zu entfremden?
Wäre es nicht besser Kinder verbrächten mehr Zeit bei ihren Eltern und förderten so ein intaktes Familienleben?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schubert,

vielen Dank für Ihre Frage. Zunächst einmal muss ich klarstellen, dass ich keine „gesetzgeberischen Pläne“ habe, sondern mich lediglich zu einer laufenden Diskussion geäußert habe. Die Zuständigkeit für die Schule liegt auch nicht beim Bund, sondern bei den Bundesländern. Aus diesem Grund wäre eine Veränderung des Schulkalenders auch nur in den Bundesländern möglich.

Mir geht es auch nicht um eine Entfremdung der Kinder von Ihren Eltern, wie Sie annehmen. Meine Äußerung ist vielmehr Resultat vieler Gespräche mit Eltern, die mir ihre Sorgen mitgeteilt haben. Zum einen geht es ihnen um die große Verdichtung des Lernstoffes. Dass in vielen Bundesländern überlegt wird, zum 13jährigen Abitur zurückzukehren, ist ja auch Ausdruck dieser Probleme.

Hinzu kommt, dass durch viele kurze Ferien die Kinder auch immer wieder aus dem Rhythmus kommen und so ein gründliches und kontinuierliches Lernen erschwert wird. Im ersten Halbjahr haben Berliner Schülerinnen und Schüler aktuell fast monatlich eine volle Woche Schulferien, während im zweiten Halbjahr in der Regel nur alle zwei Monate Ferien vorgesehen sind. Deshalb habe ich mich in meiner Äußerung auch ganz bewusst auf die Februar-Ferien in Berlin bezogen.

Eine Anpassung und Konzentration der Präsenzzeiten könnte vielleicht helfen, den Stress während der Schulzeit für die Kinder selbst zu reduzieren, weil ihnen mehr Zeit bliebe, um den inzwischen sehr konzentrierten Stoff zu lernen. Gleichzeitig könnte damit aber auch die Problematik entschärft werden, Schulferien und Urlaub in Deckung zu bringen. Denn gerade in Berlin ist das klassische „Ernährermodell“ mit nur einem berufstätigen Elternteil inzwischen doch sehr selten geworden.

Innerhalb Deutschlands ist die Zahl der Ferientage übrigens von Bundesland zu Bundesland ohnehin schon unterschiedlich. Die Differenz beträgt teilweise deutlich über 5 Tage im Jahr und entspricht somit allein bereits dem von mir genannten Zeitraum von 1-2 Wochen im Jahr. Für die Regelung des Urlaubes sind in Deutschland sind im Wesentlichen die Tarifpartner zuständig. Hier wäre es der Politik nicht ohne Weiteres möglich, eine Lösung der Probleme herbeizuführen. Dies würde auch nicht dazu beitragen, der Verdichtung des Lernstoffes entgegenzuwirken.

Abschließend stimme ich Ihnen zu, dass eine derartige Regelung natürlich nicht die alleinige Lösung für die generelle Vereinbarkeit von Beruf und Familie darstellen kann. Für mehr Wahlfreiheit investiert die christlich-liberale Koalition, der ich angehöre, deshalb auch in jedem Jahr Milliardenbeträge, um Betreuung zu ermöglichen. Wir helfen den zuständigen Kommunen und Bundesländern, den Rechtsanspruch für einen Kitaplatz umzusetzen. Wir haben das Bildungs- und Teilhabepaket und das Programm „Kultur macht stark“ finanziert, das für außerschulische Freizeit- und (kulturelle) Bildungsangebote viele Millionen bereit stellt. Gleichzeitig haben wir versucht, mehr Wahlfreiheit zu ermöglichen, in dem wir die Familienarbeit (zum Beispiel durch das Betreuungsgeld und das Elterngeld) auch finanziell stärker anerkennen.

Mit freundlichen Grüßen,

Monika Grütters

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