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Monika Grütters
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Frage von Anett V. •

Frage an Monika Grütters von Anett V. bezüglich Familie

Liebe Frau Grütters,

obwohl vielleicht mein Thema Familie + Beruf bei Ihnen nicht ganz richtig angesiedelt ist, wende ich mich mit meiner Frage an Sie, da ich die Freude hatte, Sie persönlich kennenzulernen und daher weiß, dass Sie mein Anliegen ernst nehmen werden.

Gerade habe ich in einem Interview mit Ursula von der Leyen gelesen, dass sie sich dafür einsetzt, dass gut ausgebildete Frauen Führungspositionen ausüben können müssen , auch wenn sie Kinder haben.

Mich interessiert, welche Möglichkeiten versucht werden, um Unternehmen dazu zu bringen, jungen Müttern die Chance der Weiterbeschäftigung zu geben, statt Ihnen nach Ende der Elternzeit einfach zu kündigen, weil man eventuelle Ausfallzeiten fürchtet und Führungspositionen gar nicht mehr übergeben möchte. Ich spreche leider aus eigener Erfahrung (Kündigung nach über 12 Jahren Tätigkeit im Unternehmen). In immer mehr Firmen scheint dies mehr und mehr gängige Praxis geworden zu sein, selbst in Großunternehmen, wo man meinen könnte, es gäbe genug "Ausweich"-Arbeitsplätze.

Wie ist Ihr Standpunkt dazu? Was kann Politik hier bewirken? Ich sehe momentan nur Willkür und Ausweglosigkeit, man stößt junge Familien damit nicht nur in finanzielle Nöte.

Über eine baldige Antwort würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Anett Vicenti

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Sehr geehrte Frau Vicenti,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Zunächst einmal bedauere ich, dass Ihr Arbeitgeber Ihnen nach 12 Jahren Tätigkeit im Unternehmen anscheinend auch im Zusammenhang mit dem Ablauf der Elternzeit gekündigt hat.

Eine solche Handlungsweise schadet aber nicht nur dem Ruf des Unternehmens, sondern ist auch aus wirtschaftlicher Sicht absolut kontraproduktiv. Der demographische Wandel wird in den kommenden Jahren zu einer massiven Verschlechterung des Fachkräfteangebots auf dem Deutschen Arbeitsmarkt führen, weil geburtenstarke Jahrgänge in absehbarer Zeit das Rentenalter erreichen werden.

So wird die Zahl der Abiturienten sich nach aktuellen Schätzungen im Jahr 2030 auf ca. 205.000 (2009: 441 700 ) verringern, die Anzahl derjenigen, die dann ein Studium oder eine hochwertige Ausbildung absolvieren wird sich entsprechend verringern.

Bezieht man hierbei mit ein, dass bereits heute mehr Frauen als Männer die Hochschulreife erhalten, wird deutlich, dass eine derart kurzsichtige und familienfeindliche Firmenpolitik sich nicht auszahlen wird.

Die Politik hat in den vergangenen Jahren mit einer Vielzahl von Projekten und Initiativen versucht, insbesondere Frauen den Berufseinstieg nach einer Phase familiär bedingter Nichterwerbstätigkeit zu erleichtern. Exemplarisch möchte ich dabei das Programm „Perspektive Wiedereinstieg“ nennen, das sich an Frauen richtet, die nach (mehrjährigem) familiär bedingtem Verzicht auf Erwerbstätigkeit wieder in ihren Beruf zurückkehren wollen.

Ein weiteres Beispiel ist auch das Elterngeld, das deutlich gemacht hat, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht einseitig Aufgabe der Frau sein kann und auch die Männer ihren Anteil leisten müssen. Haben früher nur knapp 3,5 Prozent der Männer Elternzeit genommen, sind es nun bereits 20 Prozent. Dass nun auch verstärkt Männer ihre Recht auf Elternzeit wahrnehmen, hat auch dazu geführt, dass Kinder von den Unternehmen verstärkt mitgedacht werden und nicht nur als Privatsache oder gar „handicap“ der weiblichen Beschäftigten angesehen werden.

Dabei gilt die Konzentration der Politik aber nicht allein den Erwerbstätigen, sondern auch den Unternehmen. Gemeinsam mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft hat das Bundesministerium Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Programm „Erfolgsfaktor Familie“ gestartet. Durch die gezielte Sensibilisierung der Unternehmen für den Nutzen von Familienfreundlichkeit sollen auch auf Arbeitgeberseite bessere Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschaffen werden.

Mit dem Förderprogramm „Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung“ unterstützt der Bund zudem die Einrichtung neuer Betreuungsgruppen für Mitarbeiterkinder – bei Hochschulen auch für Kinder von Studierenden – bis zum vollendeten dritten Lebensjahr. In „Lokalen Bündnissen für Familie“ engagieren sich, durch den Bund koordiniert, Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen, Kammern, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Trägern, Kirchen, Gewerkschaften sowie Familien und Einzelpersonen gemeinsam für mehr Familienfreundlichkeit vor Ort. Insbesondere die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der weitere Ausbau der Kinderbetreuungsangebote stehen in vielen dieser Netzwerke im Mittelpunkt des Interesses.

Diese Initiativen sind nur ein Ausschnitt aus den vielfältigen Initiativen, mit der die Politik versucht, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stärken. Es existieren auch eine Reihe weiterer Programme, die etwa die Verbesserung der Gleichstellung von Männern und Frauen im Beruf zum Ziel haben. Denn Frauen verdienen in Deutschland immer noch durchschnittlich 23 Prozent weniger als Männer. In Führungspositionen in der Privatwirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung sind Frauen ebenso deutlich unterrepräsentiert. Die Bundesregierung hat diese Probleme erkannt und wirbt mit ihren Programmen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Gleichstellung von Mann und Frau. Dabei ist die Politik aber auch auf die Unterstützung gesellschaftlicher Akteure angewiesen, denn für die Verwirklichung dieser Ziele ist zumindest in Teilen der Gesellschaft noch ein Mentalitätswechsel nötig. Gestatten Sie mir noch eine persönliche Bemerkung: Ich selber habe inzwischen mehrfach werdende Mütter in meinem Büro gehabt und auch Frauen nach der Elternzeit eingestellt. Ich mache damit sehr gute Erfahrungen. Ihnen wünsche ich, dass auch Sie noch Arbeitgeber treffen werden, die ähnlich denken. Seien Sie sicher: es gibt sie.

Mit freundlichen Grüßen

Monika Grütters

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