Frage an Markus Grübel von Tabea S. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Grübel!
Sie sind Mitglied im Familienausschuss.
Vor ca. zwei Jahren habe ich erfahren, daß ein entfernter Verwandter von mir über Jahre hinweg Opfer von schwerer physischer Gewalt durch seine Partnerin geworden ist. Er selber - obwohl physisch stärker - hat sich niemals gewehrt. Ich konnte das anfangs kaum glauben, habe mich jedoch zwischenzeitlich über dieses Thema informiert.
Das Familienministerium hat im Jahre 2004 eine Pilotstudie zum Thema "Gewalt gegen Männer" herausgegeben. Die Ergebnisse waren für viele überraschend:
im häuslichen Bereich werden Männer genauso häufig und genauso schwer Opfer von Gewalt durch ihre Partnerin wie umgekehrt, im öffentlichen Bereich werden männer häufiger Opfer von Gewalt.
http://www.gewalt-gegen-maenner.de
Die Studie kommt zu dem Schluß,
daß weitere, umfassendere Studien und Forschungen zu diesem Thema notwendig sind
daß die Öffentlichkeit über dieses Thema informiert werden soll
daß Beratungs- und Hilfsangebote für Betroffene einzurichten sind.
Meine Fragen an Sie:
1. Was haben Sie, Ihre Partei und das Familienministerium seither unternommen, um den Ergebnissen Ihrer eigenen Studie gerecht zu werden?
2. Halten Sie es für richtig, daß das Familienministerium, Frau von der Leyen und die CDU beim Thema "Häusliche Gewalt" ausschließlich von Gewalt von Männern gegen Frauen sprechen, obwohl Ihre eigene Studie (und zahlreiche weitere!) bewiesen haben, daß häusliche Gewalt von Frauen gegen Männer genauso häufig und schwer ist?
Es geht mir nicht darum, hier männliche Gewalt gegen weibliche aufzuwiegen, ganz im Gegenteil: Jeder Fall ist einer zuviel. Aber mein Verwandter hat damals solange stillgehalten, weil er glaubte, es würde ihm sowieso niemand glauben. Und genauso ist es gekommen, als er sein Schweigen gebrochen hat: Polizei, Jugendamt, Bekannte, auch ich hatten Mühe, das zu glauben. Aufklärung tut Not, bitte setzen Sie sich dafür ein!
Mit freundlichen Grüßen
Tabea Schüle
Sehr geehrte Frau Schüle,
vielen Dank für Ihre Mail zum Thema Gewalt gegen Männer. Sie haben ein sehr wichtiges Thema angesprochen, das in der Tat noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit kommen sollte.
Dennoch teile ich nicht Ihre persönliche Interpretation und Auswertung der Studie „Gewalt gegen Männer“. Sie folgern, dass häusliche Gewalt von Frauen gegen Männer genauso oft vorkommt und genauso schwer ist.
Experten gehen davon aus, dass häusliche Gewalt in ca. 95 Prozent gegen Frauen von Männern verübt wird. Bei den restlichen ca. 5 Prozent sind die Männer die Opfer. Es sind zwar „nur“ 5 Prozent. Gewalt gegen Männer kommt in der politischen und öffentlichen Diskussion aber so gut wie nicht vor.
Allein durch die Kräfteverhältnisse müssen Frauen besser geschützt werden. In der Studie „Gewalt gegen Männer“ wird deutlich, dass es sich bei der Gewalt gegenüber Männern insbesondere um psychische Gewalt und Kontrolle, die Frauen gegen bzw. über ihre Beziehungspartner ausüben, handelt.
Misshandelte Männer können auch vom „Gesetz zur Verbesserung des zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten sowie zur Erleichterung der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung“, das geschlechtsneutral formuliert ist, profitieren, sofern sie bereit sind, Hilfe zu suchen.
Außerdem können von familiärer Gewalt betroffene Männer bei allgemeinen Ehe- und Familienberatungsstellen Rat und Hilfe suchen.
Zudem hat die CDU-geführte Bundesregierung auch zum Schutz vor häuslicher Gewalt bei ihren Präventionsmaßnahmen im „Aktionsplan zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung“ und im Nationalen Aktionsplan „Für ein kindgerechtes Deutschland 2005-2010“ die geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen ganz bewusst in den Blick genommen.
Mit freundlichen Grüßen aus Berlin
Markus Grübel MdB