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Lisa Badum
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Frage von Pia W. •

Frage an Lisa Badum von Pia W. bezüglich Familie

Hallo Frau Badum,

wie sehen Sie persönlich die Emanzipation der Frau heute verwirklicht?
Was empfinden Sie hierbei als positiv? Was muss noch besser werden?

Meiner Ansicht nach "leiden" heute manche jungen Männer unter Ihrer "neuen" Position in unserer Gesellschaft. Natürlich ist dies nur mein subjektiver Eindruck, dennoch bleibt die Frage:
Sehen Sie hier eventuell auch Handlungsbedarf?

Des weiteren möchte ich Sie fragen für wie wahrscheinlich Sie Ihren Einzug in den Deutschen Bundestag einschätzen? Sie kandidieren ja schließlich im schwarzen Bayern.

Ich freue mich auf Ihre Antworten.

Herzlichst,
Pia Werner

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Frau Werner,

vielen Dank für Ihre Fragen, dies sind die ersten, die ich auf
abgeordnetenwatch bekomme und ich freue mich sehr darüber!

Die Emanzipation der Frau ist rechtlich weitgehend verwirklicht. In Artikel 3 GG heißt es ja: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin." (Der zweite Satz wurde allerdings erst 1994 eingefügt und deutet daraufhin, dass wir trotz der Verfassungsbestimmung stetig für unsere Rechte kämpfen müssen).

So gab es trotz GG bis in die 70ger Jahre die unsäglichen Vorschriften aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch wie z.b. dass der Mann der Frau die Berufstätigkeit verbieten kann sofern sie ihrem Haushalt nicht ordentlich nachkommen kann. Deren Abschaffung war überfällig, ist aber auch ein Erfolg für die Emanzipation.

Weitere Meilensteine waren z.B. die Fristenlösung der Abtreibungsfrage, die zumindest im Ansatz die Selbstbestimmung der Frau respektiert. Vergewaltigung in der Ehe ist (erst!) seit 1998 strafbar. Noch relativ neue Verbesserungen stammen aus der rot-grünen Koalitionszeit, so das Gewaltschutzgesetz, das u.a. bestimmt, dass der Mann die gemeinsame Wohnung verlassen muss, wenn er seine Frau bedroht und nicht umgekehrt. Dem Bundestag liegt derzeit ein Gesetzesantrag vor, um Zwangsheirat explizit zu einer Strafvorschrift zu erklären. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Adaption der EU-Richtlinie zur Antidiskriminierung. Diese hat schon Wirkung gezeigt, so konnte bsp. eine GEMA-Mitarbeiterin, die offensichtlich nicht wegen ihres Geschlechts befördert wurde, Schadensersatz einklagen. Das Elterngeld geht in die richtige Richtung, allerdings möchten wir die Monate möglichst gleichmäßig aufteilen, d.h. Mann und Frau sollten jeweils 7 Monate pausieren.

Dennoch ist für mich die Emanzipation der Frau noch nicht verwirklicht. Dies macht sich aber auch viel an gesellschaftlichen Faktoren fest, die politisch nur schwer zu steuern sind. Die alltägliche Gewalt gegen Frauen, über die wir jeden Tag in den Zeitungen lesen können (siehe "Familiendrama" : Mann bringt aus Eifersucht seine Frau um oder die sich häufenden Ehrenmorde, zu deren Opfer Frauen aus Kulturkreisen mit stark patriarchalen Vorstellungen werden) macht mich wütend. Die Gewalt gegen Frauen äußert sich auch in ihrer Darstellung als Sexualobjekte in Zeitschriften und Filmen.

Aber auch im ganz normalen Alltag sind Frauen benachteiligt: Sie verdienen immer noch 23 % weniger als Männer, 2/3 dieser Gehaltsdifferenz sind nicht durch unterschiedliche Berufswahl zu erklären, d.h. Frauen verdienen in derselben Stellung weniger. Das schlägt sich natürlich auch in geringerer Rente etc. nieder. Allgemein üben Frauen schlechtbezahltere Berufe als Männer aus ("typische" Frauenberufe wurden früher als "Leichtlohngruppen" eingestuft, so dass eine Friseuse immer deutlich weniger verdient als ein Stahlarbeiter) (bzw. es ist eine Tendenz dahin zu sehen, dass Berufe in ihrer Reputation und ihrer Bezahlung verlieren, je mehr Frauen in der Berufssparte tätig sind, so bei LehrerInnen oder ÄrztInnen geschehen) , so dass sich bei der Frage (der sich Paare heutzutage leider noch manchmal stellen müssen) wer zu Hause bleibt, oftmals dafür entschieden wird, dass der besserverdienende Mann arbeiten geht. Natürlich wird auch die Pflege Älterer/Behinderter und das Aufziehen von Kindern ganz selbstverständlich immer noch als Frauenarbeit verstanden. Die entsprechenden Brüche im Lebenslauf führen natürlich zu einer geringeren Rente.

Nun zu ihrer zweiten Frage: Zweifelsohne fühlen sich viele Männer mit ihrer neuen Rolle überfordert. Es ist aber ganz klar, dass Emanzipation nur funktionieren kann, wenn auch die Männer auf die "Reise" mitgenommen werden. Es ist oft geschrieben worden, dass sich die gesellschaftliche Rolle der Frau in den letzten 40 Jahren stark verändert hätte (Ausdehnung der Möglichkeiten) , die des Mannes hingegen kaum. Mittlerweile haben jedoch auch Männer, die einen alternativen Lebensstil jenseits vom "Familienversorger" leben wollen, durchaus Rollenvorbilder. Es gibt auch schon gezieltes Arbeiten mit der männlichen Identität, so ist z.B. im Kreisjugendring Forchheim bayernweit die einzige Stelle für Jungenarbeit angesiedelt, mit Programmen, die Jungs in ihrer Identität stärken sollen: http://ragazzi.kjr-forchheim.de/ Im Grunde glaube ich aber, dass junge Männer ihre Rolle durchaus finden können, wenn sie die Grundregel einhalten, sie selbst zu sein und alle Menschen und auch Frauen mit Respekt zu behandeln.

Zu ihrer dritten Frage: Sicher ist es für uns Grüne im schwarzen Bayern schwieriger als bsp. in Berlin. Auf der anderen Seite sind wir gerade in Bayern im Aufwind *(Kommunalwahlen:Ba-Stadt: von 13,3 % auf 16,45 %, Fo-Stadt: von 8 auf 12 %)*. Und genau hier im ländlichen Bayern mit vielen kleinen landwirtschaftlichen Betrieben und Ökolandwirten und schöner Landschaft, die es zu bewahren gilt, sind wir richtig. Es stimmt, damit ich in den Bundestag einziehen könnte, müßte viel passieren (bin Platz 15 der bayerischen Landesliste) aber natürlich trete ich an, um auch zu gewinnen. Schließlich kommt es mir nicht in erster Linie auf Berlin an, sondern darauf, mich für die Region einzusetzen und hier möglichst viele Stimmen für einen Regierungswechsel zu gewinnen.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen beantworten.

Mit besten grünen Grüßen

Lisa Badum

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