Wiederholung der Frage: Wie können Migranten Deutsch lernen, ohne vorher einen Schlepper zu nutzen?
Sehr geehrter Herr von Notz!
Ich wiederhole meine Frage vom 4.1.2023. Sie haben auf diese Frage hin diese Seite verlinkt:
https://www.gruene-bundestag.de/themen/integration-migration-flucht/fuer-ein-modernes-einwanderungsgesetz
Dort wird u.a. die Potentialsäule genannt. Dort wird von den Erfahrungen gesprochen, die Kanada gemacht hat. Meine Frage zielt aber genau auf den Unterschied zwischen Kanada und Deutschland ab: Viele Menschen, die einen hohen Migrationsdruck haben, und ihr Heimatland verlassen müssen, beherrschen irgendeinen Level an Englisch. In dem Moment, wo sie beschließen, es auf jeden Fall zu verlassen, arbeiten sie weiter an ihrem Englisch. Kaum jemand kann es sich leisten, Deutsch zu lernen, außer er ist in Deutschland und bekommt Asylgeld. Daher noch mal meine Frage: Wie sollen Migranten den Arbeitsausfall finanzieren, den sie haben, weil sie Deutsch lernen? Wieso sollten sie das tun, wenn sie nicht wissen, ob sie in D. leben dürfen?
Mit freundlichem Gruß
Nina B.
Sehr geehrte Frau B.
haben Sie besten Dank für Ihre erneute (Nach-)Frage.
In Ergänzung meiner Antwort vom 4.1.2023 möchte ich Sie noch einmal darauf hinweisen, dass die sogenannte „Potentialsäule“ nur eine von mehreren Säulen ist. Ihre Frage bzw. Anregung, verstärkt auf Englisch zu setzen, habe ich durchaus verstanden. Ganz zweifellos ist es immer gut, wenn Menschen, die zu uns kommen, sich auch auf einer Fremdsprache, die von vielen anderen Menschen verstanden und gesprochen wird, ausdrücken können.
Gleichzeitig halte ich es für wünschenswert und integrationspolitisch auch wichtig, dass die Menschen, die langfristig zu uns kommen, auch Deutsch verstehen und sprechen können. Denn Sprache ist und bleibt ein ganz zentraler Schlüssel für Integration. Demnach werden wir Grüne uns als Teil einer nachhaltigen Integrationspolitik auch weiterhin für mehr Integrations- und Sprachkurse einsetzen. Grundsätzlich können Sprachkurse auch einen Beitrag leisten, reguläre Migration vorausschauend zu gestalten.
Ansonsten möchte ich Sie an dieser Stelle noch einmal drauf hinweisen, dass es uns Grünen, siehe der in meiner vorherigen Antwort verlinkten Text, in konstruktiven parlamentarischen Verhandlungen gelungen ist, wesentliche Verbesserungen im Fachkräfteeinwanderungsgesetz zu erreichen. Dies gilt u.a. auch für den von Ihnen angesprochenen Punkt der Notwendigkeit einer längerfristigen Perspektive für Menschen, die zu uns gekommen sind: Indem wir die Ausbildungsduldung in einen Aufenthaltstitel umwandeln, verbessern wir sowohl für Auszubildende in Duldung als auch für ihre Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die langfristigen Perspektiven. Auszubildende können sich auf dieser Basis eine Zukunft in Deutschland aufbauen. Betriebe wiederum können bei erfolgreicher Ausbildung zuverlässig mit den von Ihnen ausgebildeten Fachkräften planen.
Mit abermals besten Grüßen nach Berlin
Konstantin v. Notz