Wie geht es weiter mit der Aufklärung des Terroraktes gegen Nordstream I und II und der deutschen Infrastruktur ?
Sehr geehrter Herr von Notz,
eine Frage an Sie, als Vorsitzender des PKGr.
Die Weltgemeinschaft hat Deutschland nach Hitler Vertrauen geschenkt, wo wären wir, auch Sie, sonst heute alle?
Ich gehe davon aus, dass wir auch Russland, nach Putin, wieder Vertrauen entgegen bringen werden, wie es auch uns nach 1945 gewährt wurde, oder?
Meine Fragen:
1. Wie kann es, Ihrer (!) Meinung nach sein, dass alle Geheimdienste der NATO es nicht schaffen, die Terroristen und deren Hinterleute zu identifizieren, sind die NATO Geheimdienste überfordert? Oder bleiben die ermittelten Terroristen ein Staatsgeheimnis zum Schutz eines "Partners"? Sollte, im Sinne von Demokratie und Wahrheit. der Terrorist public gemacht werden?
2. Warum beginnen wir nicht umgehend mit der Instandsetzung der Pipelines, um diese in der Nach-Putin Ära wieder für Gaslieferungen nutzen zu können und Deutschland, als Motor der EU wieder zu stärken? Wann ist die Instandsetzung vorgesehen?
Mit freundlichem Gruß
Heike R.
Sehr geehrte Frau R.,
haben Sie besten Dank für Ihre Frage. Ich freue mich, wieder von Ihnen zu hören!
Lassen Sie mich zunächst kurz festhalten: Ich antworte Ihnen an dieser Stelle als Ihr Abgeordneter, nicht in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des PKGr.
Ich nehme – auch, wenn Sie dies nicht explizit schreiben – an, dass es Ihnen bei Ihren Fragen um den Sabotageakt an den NordStream-Pipelines geht. Hierzu habe ich mich in den vergangenen Wochen immer wieder – auch öffentlich – klar positioniert.
In der Nacht zum 26. September 2022 wurden mehrere Pipelines auf dem Grund der Ostsee durch Explosionen zerstört. In Deutschland leitet der Generalbundesanwalt die Ermittlungen, wobei neben mehreren Sicherheitsbehörden auch die Nachrichtendienste bei der weiteren Aufklärung ihren Beitrag leisten. Der Bundestag und seine Gremien haben sich immer wieder mit der Thematik beschäftigt – auch im Rahmen sogenannter Aktueller Stunden.
Immer wieder kommt es zu medialen Berichterstattungen, in denen verschiedene Thesen zur angeblichen Urheberschaft bewegt werden.
Ich selbst habe immer wieder betont: Als Demokratinnen und Demokraten sollten wir gerade angesichts einer international extrem angespannten Lage nicht dabei helfen, weitere Verunsicherung zu schüren, und uns an entsprechenden Spekulationen beteiligen. Vielmehr sind wir meines Erachtens gut beraten, uns unserer Verantwortung sehr bewusst zu sein.
Nach AfD und Linke stand, ich kann mir das an dieser Stelle nicht verkneifen, bereits vor Wochen fest, wer die Anschläge begangen hat. Das zeigt, wie volatil die Lage derzeit noch immer ist und wie gut wir beraten sind, die in unserem Rechtsstaat verantwortlichen Stellen ihre Arbeit weiter mit Hochdruck machen zu lassen.
Gleichzeitig muss sich natürlich auch die Bundesregierung ihrer Verantwortung bewusst sein und ihren Teil leisten, dass Verschwörungsideologien nicht völlig unkommentiert im Raum stehen bleiben und weiter sprießen – bei allem Verständnis für Geheimhaltungsbelange, für die sog, „Third Party Rule“ und die besondere Rolle des Generalbundesanwalts.
Nach der Veröffentlichung von Teilen der bisherigen Ermittlungsergebnisse in den Medien haben die Abgeordneten der zuständigen Gremien und Fachausschüsse des Parlaments Auskunft von der Bundesregierung verlangt. Die Fraktionen der Ampel haben unter anderem auch im Innenausschuss einen entsprechenden Bericht der Bundesregierung beantragt.
Derzeit braucht es eines großen Verständnisses dafür, dass es gerade angesichts der vielen unterschiedlichen Interessen, die hier im Spiel sind, sehr sorgfältiger Ermittlungen bedarf und diese auch eine gewisse Zeit brauchen. Bisher haben die Abgeordneten dieses Verständnis auch erkennen lassen. Gleichzeitig müssen sie nachvollziehen können müssen, ob die Aufklärung mit der notwendigen Entschlossenheit und Effektivität geschieht und was der genaue, derzeitige Stand ist.
Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es meines Erachtens schlicht unseriös, sich bezüglich der Urheberschaft des Sabotageakts bereits festzulegen. Bei einem Terrorakt, bei dem nicht auszuschließen ist, dass staatliche bzw. halbstaatliche Stellen involviert sind, muss auch geprüft werden, ob nicht bewusst auch falsche Spuren gelegt wurden.
Entsprechend sollten wir meines Erachtens bei der Bewertung von Zwischenständen, gerade mit Blick auf die derzeit extrem angespannte internationale Lage, sehr verantwortungsvoll vorgehen. Ich halte es für dringend angeraten, sich die notwendige Zeit zu nehmen, um zu einem Ermittlungsergebnis zu kommen, dass die Täterschaft mit der notwendigen Eindeutigkeit nachweist.
Mit besten Grüßen nach Berchtesgaden
Konstantin von Notz