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Konstantin von Notz
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Marco W. •

Frage an Konstantin von Notz von Marco W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Dr. von Notz,

wie werden Sie bei einer Abstimmung zum UN-Migrationspakt stimmen? Und wie schätzen Sie die Konsequenzen des Abkommens für unseren Staat ein?

Mit freundlichen Grüßen
Marco Wiesner

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr W.,

haben Sie besten Dank für Ihre Frage und das Interesse an meiner Arbeit. Über beides habe ich mich sehr gefreut!
Im Dezember 2018 soll auf einer Konferenz der Vereinten Nationen in Marrakesch der „Globale Pakt für sichere, geordnete und reguläre Migration“ angenommen werden. Die grüne Bundestagfraktion begrüßt den UN-Migrationspakt. Denn es ist der erste Versuch überhaupt, sich innerhalb der Vereinten Nationen im Umgang mit Migrationsprozessen auf ein gemeinsames internationales Regelwerk zu verständigen. Ziel ist es, irreguläre Migration durch verbesserte internationale Zusammenarbeit in geordnete und reguläre Bahnen zu lenken.

Der UN-Migrationspakt hat insbesondere fünf inhaltliche Anliegen:

* Fluchtursachenbekämpfung
* Stärkung sicherer, geordneter und regulärer Einwanderungswege
* Grenzüberschreitende Bekämpfung von Menschenschmuggel und –handel
* Verbesserte Kooperation im Grenzmanagement
* Stärkung und Schutz der Rechte von Migrant*innen (insbesondere von Kindern und Frauen)

Hierzu enthält der Migrationspakt eine Vielzahl von Selbstverpflichtungen der Staaten. Er betont die Einhaltung der völkerrechtlichen und insbesondere der menschenrechtlichen Verpflichtungen – etwa die der Genfer Flüchtlingskonvention oder der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Grundlage des Paktes ist die Erkenntnis der Weltgemeinschaft aus der Flüchtlingssituation der Jahre 2014-2016: Kein Land der Erde kann solche Herausforderungen allein und nur für sich rein national bewältigen. Dies kann in Zeiten der Globalisierung nur im Zusammenwirken mit anderen Staaten gelingen. Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen unterstützt diesen kooperativen und verantwortlichen multilateralen Ansatz. Der Migrationspakt kann seine Wirkung nur entfalten, wenn er auch umgesetzt wird. Dafür setzen wir uns ein.
Deutschland sollte auch international eine führende und verlässliche Rolle bei der Implementierung des Migrationspaktes einnehmen. Denn nur wenn weltweit alle zusammenwirken, kann ein sinnvoller globaler Rahmen für Migration gelingen. Es ist auch im originären Interesse Deutschlands, technische, finanzielle und personelle Ressourcen bereitzustellen, um andere Länder bei der Verankerung einer Einwanderungs- & Integrationspolitik zu unterstützen, die dem Pakt gerecht wird.

Seit Monaten wird der Pakt mit bewusster Falschinformation, unbegründeter Angstmache und bewussten Falschinformationen verunglimpft. Es war ein Kardinalfehler der Bundesregierung, die Öffentlichkeit nicht rechtzeitig sachlich und transparent über den Migrationspakt zu informieren.

Es wird behauptet, der Migrationspakt würde die Souveränität der einzelnen Staaten einschränken und mit ihm würde ein Recht auf Migration eingeführt. Beides ist dezidiert falsch. Durch den UN-Migrationspakt wird kein „Recht auf Migration“ begründet. Es werden vielmehr Rechte von Migranten auf Schutz ihrer Menschenwürde bekräftigt, die längst in anderen UN-Dokumenten enthalten oder die längst Teil unserer Verfassungsordnung sind.
Auch ist die Wahrung nationaler Souveränität zentrales Leitprinzip des Migrationspakts: So bekräftigt er ausdrücklich „das souveräne Recht der Staaten, ihre nationale Migrationspolitik selbst zu bestimmen, sowie ihr Vorrecht, die Migration innerhalb ihres Hoheitsbereichs in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht selbst zu regeln“. Der Migrationspakt selbst ist kein völkerrechtlicher Vertrag.

Die AfD im Bundestag marschiert einmal mehr politisch Seite an Seite mit rechtsextremistischen Verschwörungstheoretikern. Diese phantasieren über den UN-Migrationspakt als Teil eines angeblichen Generalplans zum „globalen Bevölkerungsaustausch“.

Es ist wirklich absurd: Gerade die politischen Kräfte, für die das Schüren von Ängsten vor „irregulärer Migration“ das Hauptgeschäftsmodell ist, bekämpfen nun also ein internationales Regelwerk, das Migration sicherer, geordneter und regulärer gestalten will. Deutlich wird einmal mehr: Es geht der AfD nur um Panikmache - und nicht um sachorientierte Lösungen.
Unser aktuellen Antrag zur Umsetzung des Global Compact for Migration finden Sie hier: http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/055/1905547.pdf

Mit besten Grüßen nach Schwarzenbek!
Konstantin v. Notz

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