Frage an Konstantin von Notz von Conrad S. bezüglich Verkehr
Warum erachten die Grünen die geplante S4 nach Ahrensburg als sinnvoll an, obwohl bereits heute mit der R10 eine sehr gute Nahverkehrsverbindung nach Hamburg besteht und die Kosten von ca. 450 Mio. Euro sicherlich sinnvoller (z.B. Schuldentilgung) angelegt werden könnten.
Gegenüber der S4 ist die R10 deutlich komfortabler (z.B. Sitzplatzangebot und -qualität,Toiletten, Gepäckablage, Abteildurchgang, Klimaanlage), leiser, schneller und sicherer (Zugbegleitung).
Sehr geehrter Herr Schmidt,
wir Grünen kämpfen schon lange für eine S-Bahnverbindung auf eigener Trasse nach Ahrensburg und Bad Oldesloe. Wir sind der Überzeugung, dass Bundesgelder dort in den Schienenneubau fließen müssen, wo die größte Nachfrage und das größte Verlagerungspotential besteht. Auf der Strecke Hamburg-Ahrensburg wird gemäß dem landesweiten Nahverkehrsplan 2008 bis 2012 die Personennachfrage bis 2025 auf 25.000 pro Tag steigen. Damit wäre die zukünftige S4-Strecke die höchstbelastete Pendlerstrecke mit der erfolgreichsten Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene. Bei einem Ausbau der Strecke rechnet die S-Bahn Hamburg GmbH mit einer Zunahme der Fahrgastzahlen bis 2018 von 50 Prozent. Mit Blick auf die bislang unklaren Finanzierungszuschüsse durch den Bund ist eine eindeutige verkehrspolitische Schwerpunktsetzung notwendig und wünschenswert.
Derzeit nutzen auf der Strecke Hamburg-Lübeck Fern-, Regional- und Nahverkehr die Gleise gemeinsam. Dadurch entstehen für den Personennahverkehr maximal vier Fahrfenster pro Stunde. Dies reicht unserer Meinung nach nicht nur für den zu erwartenden Fahrgastanstieg nicht aus, es genügt auch heute schon den Anforderungen an eine moderne Nahverkehrsanbindung nicht. Nur durch eigene Gleise ist es möglich, die S4 in einem 10-Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit und ansonsten in einem 20-Minuten-Takt anzubieten.
Ein weiteres Argument ist für uns Grüne die bedauerlicherweise zu erwartende Fehmarnbelt-Querung. Auch wenn wir dieses Projekt aus ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten ablehnen, müssen wir deren Auswirkungen heute berücksichtigen, da der Staatsvertrag unterschrieben wurde und es derzeit leider nicht so aussieht, als würde die Bundesregierung unserer Aufforderung, in Neuverhandlungen mit dem dänischen Vertragspartnern zu treten, nachkommen. Die damit einhergehende Steigerung des Güterverkehrs müsste durch eine wesentliche Entlastung des Hamburger Hauptbahnhofs aufgefangen werden. Dies ginge unserer Meinung nach nur durch den Bau der S4. Ein aktuelles Gutachten, welches sich vor allem mit der Leistungsfähigkeit des Bahnknotens Hamburg befasst, bestätigt uns in unserer Annahme.
Das Projekt S4 hat eine große Bedeutung für die Entwicklung des Güter-, Hafenhinterland- und des öffentlichen Personennahverkehrs im gesamtem Hamburger Großraum. Die Weiterführung der neuen S-Bahn über Hamburg-Altona Nord und Pinneberg hinaus in Richtung Elmshorn und Itzehoe ist außerdem Gegenstand des Achsenkonzepts zum Ausbau des Schienenverkehrs in der Metropolregion Hamburg und sollte zur Nutzung von Synergieeffekten im Rahmen der Vorentwurfsplanung ergänzend untersucht werden. Sicherlich haben Sie recht, ein Regionalzug ist in der Regel komfortabler ausgestattet als ein Nahverkehrszug. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass eine schnellere Anbindung und ein höherer Takt dies aufwiegen. Wenn wir eine Verlagerung des Pendlerverkehrs von Individual- hin zum öffentlichen Nahverkehr wirklich wollen, führt am Bau der S4 meiner Meinung nach kein Weg vorbei.
Mit freundlichen Grüßen nach Ahrensburg
Ihr Konstantin v. Notz