Was stellen sie sich konkret für den Rhein-Neckar-Kreis in Sachen Klimaschutz vor?
Obwohl der Rhein-Neckar-Kreis (RNK) seit 2013 über ein Klimaschutzkonzept verfügt, steht er beim Klimaschutz im Vergleich zu anderen Landkreisen derzeit nicht gut da. Laut einer Analyse der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) belegt der RNK einen der letzten Plätze bei der Erzeugung von Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg. Derzeit wird das in die Jahre gekommene Klimaschutzkonzept des Kreises von 2013 überarbeitet und erneuert. Der vorliegende Entwurf sieht nun endlich das Ziel der Klimaneutralität des gesamten Landkreises bis 2040 vor. Das ist im Vergleich zur bisherigen Position ein großer Schritt nach vorne. Eine vielbeachtete Öffentlichkeitsbeteiligung wie auch die Grüne Fraktion im Kreistag drängen darauf, dass dies so verabschiedet und dann tatsächlich umgesetzt wird. Denn formuliert ist so ein Ziel rasch, aber die Frage wie, wo, wann und mit welchen Mitteln es dann auch erreicht werden soll, ist eine andere.
Derzeit dreht sich im gesamten RNK z.B. noch nicht ein einziges Windrad oder wäre auch nur konkret im Genehmigungsprozess. Der Landkreis hat bei der Windkraft, dem laut BUND "Arbeitspferd der Energiewende" bislang die Entwicklung verpasst oder gar verhindert. Hier ist dringend ein Umschwenken und damit ein deutlich schnellerer Ausbau nötig, natürlich unter Berücksichtigung von Bürgerbeteiligung und Artenschutz, die aber nicht für eine Verhinderungspolitik instrumentalisiert werden dürfen. Auch bei Photovoltaik, Geothermie oder Flusswärme haben wir große Potenziale, die noch lange nicht ausreichend genutzt werden.
Der RNK, der bislang ordentlichen Klimaschutz in dem sehr eng begrenzten Bereich der direkten eigenen Zuständigkeit gemacht hat, welcher aber nur ca 1 % des Geschehens im Kreis umfasst (die eigenen Gebäude, Fahrzeuge, etc.), muss dringend den Blick auf die verbleibenden 99 % richten und seine Möglichkeiten nutzen, ausbauen und dafür werben, dass auch bei den Betrieben, den Haushalten, im Verkehr und der Landwirtschaft Weichenstellungen vorgenommen und Potenziale genutzt werden. Andere Regionen tun dies bereits sehr erfolgreich, hier müssen wir nachlegen und aktiver werden. Anders als die Landespolitik wird der Kreistag Rhein-Neckar derzeit noch von einer bürgerlich-konservativen Mehrheit dominiert. Aber Klimaschutz sollte längst keine parteipolitische Angelegenheit mehr sein sondern verdient breite Zustimmung aller demokratischen Kräfte.
Unsere Ambitionen in dem Bereich müssen höher sein, als es der derzeit hintere Platz in der KEA-Landkreisvergleichstabelle ausdrückt. Der RNK ist eine starke, lebendige Region mit vielen Möglichkeiten. Dass wir in diesem zentralen Zukunftsthema derzeit noch eine so großen Nachholbedarf haben, kann nicht zufriedenstellend sein.
Wenn ich in den Bundestag gewählt werde, möchte ich mich natürlich auch auf Bundesebene dafür einsetzen, die Rahmenbedingungen für die Energie- und Verkehrswende und damit für den Klimaschutz zu verbessern. Vor Ort würde dies dazu beitragen, den Ausbau von Erneuerbaren Energien, ÖPNV, E-Mobilität, Sharing-Lösungen sowie Rad- und Fußinfrastruktur deutlich zu beschleunigen.
Beste Grüße
Jürgen Kretz