Portrait von Jürgen Kretz, im Hintergrund Bäume
Jürgen Kretz
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Ernst-Robert S. •

Was halten Sie vom Einsatz synthetischer Kraftstoffe als Übergangslösung, solange noch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren betrieben werden.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr S.,

nach Berechnungen des ifeu-Instituts im Auftrag des BMU verbraucht ein herkömmlicher PKW mit synthetischem Kraftstoff über 6x so viel Energie im Betrieb wie ein batteriebetriebenes E-Auto. Ein PKW mit Wasserstoff-Antrieb verbraucht wiederum 3x so viel Energie wie ein batteriebetriebenes E-Auto. Die Herstellung von synthetischem Kraftstoff und Wasserstoff ist eben sehr energieintensiv. Für PKWs ist die Batterie mit all ihren Schwächen trotzdem die beste Alternative!

Zwar wird auch bei der Produktion der Batterie viel Energie verbraucht und CO2 emittiert. Dies passiert jedoch nur einmal und amortisiert sich im Verlauf der Nutzungsdauer eindeutig, sodass die Gesamtbilanz des E-Autos besser ist. Auch gibt es in den Rohstofflieferketten für Batterien große Herausforderungen bezogen auf Nachhaltigkeitsstandards. Dies muss man angehen durch die Gewährleistung transparenterer Lieferketten, in denen Menschenrechte sowie Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden. Außerdem müssen wir beim Batterie-Recycling massiv vorankommen. All dies sind in meinen Augen jedoch keine Hinderungsgründe für den Wechsel zum E-Auto. Jedes Produkt, jede Techologie muss immer mit ihrer gesamten Nachhaltigkeitsbilanz betrachtet werden.

Synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff sollten nur dort eingesetzt werden, wo es notwendig ist bzw. der Batterie-Antrieb keine geeignete Lösung ist. Bezogen auf den Wasserstoff sind das z.B. der Schwerlast-, Flug-, Schiffs- oder Bahnverkehr oder die Schwerindustrie. In der politischen Debatte finde ich die Diskussion um synthetische Kraftstoffe im PKW nicht sonderlich zielführend. Sie legt nahe, dass vieles so bleiben könne, wie es ist. Wir fordern aber ein Verbot des Verkaufs von Neufahrzeugen mit Verbrenner-Motor ab 2030, um der Autoindustrie Anreize zum Strukturwandel zu geben. Viele Unternehmen haben mittlerweile selbst sogar anspruchsvollere Ausstiegsdaten bekanntgegeben. Wer aber bereits ein Verbrenner-Auto besitzt bzw. bis 2030 eines kaufen wird, kann dieses selbstverständlich weiterbenutzen. Ob dabei dann synthetische Kraftstoffe eine Rolle spielen werden, kann ich nicht sagen. Die Debatte darum sollte uns aber nicht heute von den notwendigen Transformationsschritten ablenken.

Beste Grüße

Jürgen Kretz

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