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Jürgen Kretz
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Frage von Jens W. •

Rürup-Verträge - Abzocke und Betrug? Gesetzesänderung: Übertrag der Verträge in die staatliche Rentenkassen

Hallo Herr Kretz,

ich habe im Jahr 2011 eine Rürup-Rentenversicherung bei Canada Life abgeschlossen und monatlich mit dynamischer Anpassung bis 2019 über 15.000€ eingezahlt. Da nach 8 Jahren erkennbar war, dass die Wertentwicklung sehr schlecht - sogar negativ - ist, habe ich diese stillgelegt. Der Versicherer (Canada Life) gibt nach wie vor in den jährlichen Mitteilungen Werte zum zukünftigen Kapital und zukünftigen Renten an, die rechnerisch nicht möglich sind. Ich halte dies für eine vorsätzliche Täuschung, die auch bereits zu Beginn der Vertragslaufzeit bestand. Zu Beginn der Rentenzahlung kann vermutet werden, dass die Renten alleine aus dem dann jährlich erwirtschafteten Gewinn des Kapitals gezahlt werden, was heißt, dass ich mein komplettes Kapital damit an den Versicherer übertragen habe. Ich halte das für Betrug und würde sehr sehr gerne den Vertag auf die staatliche Rentenkasse übertragen.

Wie sehen Sie das?

Vielen Dank schon mal und MfG

Jens W. ./ Walldorf

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr W.

vielen Dank für Ihre Frage.                

Bezüglich der Bedingungen Ihrer Rürup-Rente kann ich Ihren Unmut gut verstehen. Riester und Rürup haben gravierende Schwächen. Die Produkte sind in der Ansparphase oft zu teuer, was die Rendite schmälert. In der Auszahlungsphase führt die verpflichtende Verrentung dazu, dass die monatlichen Zusatzrenten eher mager ausfallen. Da die Versicherungsunternehmen das Langlebigkeitsrisiko eines jeden Versicherten absichern müssen, sind sie aufsichtsrechtlich angehalten, bei der Verrentung vorsichtig zu kalkulieren, um ihre Stabilität und Solvenz sicherzustellen.

Eine längst überfällige Reform der Riester-Rente wurde in den letzten Legislaturperioden verschlafen. Die Ampel-Koalition hat sich die Reform nun vorgenommen. Eine Fokusgruppe legte letzten Sommer einen ausführlichen Bericht mit Reformvorschlägen vor, auf dessen Basis derzeit ein Gesetzesvorschlag im Bundesministerium der Finanzen erarbeitet wird. Wir Grüne werden uns dafür einsetzen,  dass die Reform mit einem bestmöglichen Nutzen für die Verbraucher*innen umgesetzt wird. Insbesondere müssen Produkte einfacher und besser vergleichbar werden und die hohen Vertriebs- und Verwaltungskosten gesenkt werden. Außerdem wollen wir, dass Vorsorgenden mehr Spielraum über die Auszahlung ihres angesparten Altersvorsorgevermögens ermöglicht wird. Das heißt auch, dass wir uns dafür einsetzen, dass neben Leibrenten auch flexiblere Auszahlpläne möglich sind. Auch wollen wir prüfen, inwiefern eine Übertragung des Kapitals in die gesetzliche Rente möglich gemacht werden kann. Für Ihre Situation gilt: Derzeit ist das leider nicht möglich. Ob es durch die Reform dann auch für Bestandsverträge möglich wird, muss geprüft werden.

Meine Antwort kann natürlich eine individuelle Beratung nicht ersetzen. Für die Bewertung Ihrer persönlichen Situation kann es sinnvoll sein, einen Beratungstermin bei einer Verbraucherzentrale zu vereinbaren. Alternativ können Sie sich beim Bund der Versicherten e.V. beraten lassen. Beides ist mit überschaubaren Kosten verbunden, dafür erhalten Sie hier eine unabhängige und kompetente Beratung zu Ihrer individuellen Situation. Ansonsten macht es sicherlich Sinn, mit Ihrem Versicherungsanbieter Kontakt aufzunehmen und wenn noch immer Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Vertrags bestehen, eine Beschwerde beim Versicherungsombudsmann e.V. einzureichen.

Mit besten Grüßen

Jürgen Kretz

                

                

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