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Frank Schmidtsdorff
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Frage von Martin H. •

Frage an Frank Schmidtsdorff von Martin H. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Hallo Herr Schmidtsdorff,

wie stehen Sie und Ihre Partei zum Wohnungsbau?
Zwischen dem Bedarf an bezahlbarem Wohnraum und dem Erhalt von unbebauten Naturflächen gibt es ja insbesondere in einem Stadtstaat wie Hamburg ein Spannungsfeld ...

Mit freundlichen Grüßen

Martin Hennig

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr Hennig

vielen Dank für Ihre spannende Frage. Tatsächlich habe ich mich zuletzt mit dem Thema beschäftigt - auch ich bin Betroffener - und bringe eine Anregung ein, die auf Hamburg übertragen sollte und die in den Niederlanden bereits Praxis ist.

Der Wohnungsbau ist einer der wichtigsten Punkte im Programm der GAL und an prominenter Stelle hervorgehoben. Eine Stärkung des Wohnungsbaus und damit eine Stabilisierung, wenn nicht ein Absinken der Mietkosten in Hamburg ist Bedingung für ein wachsendes Hamburg. Die Erschliessung von mehr Wohnraum muss zwei Anforderungen erfüllen - Wohnungen müssen bezahlbar sein und dabei müssen gleichzeitig die anspruchsvollen Klimaziele erfüllt werden, die für das Überleben der Menschheit auf diesem Planeten notwendig sind.

Besonders im Bereich des geförderten Wohnungsbaus, des erschwinglichen Wohnraums für Single-Haushalte (1-2 Zimmer-Wohnungen), im Bereich der familienfreundlichen Wohnungen (ab 4 Zimmer) und bei Angeboten für Wohnungsnotfälle gibt es Engpässe bei der Versorgung. Statt der benötigten 6000 sind 2010 nur 3160 Wohnungen gebaut worden.

1) In Hamburg stehen derzeit bis zu 1,4 Mio. Quadratmeter Gewerbeflächen leer, das sind annähernd 10 Prozent. Hier muss die GAL auch gegen Kritik der Handwerkskammer und Handelskammer angehen, die diese Situation sogar gutheissen und eine Umwidmung dieser Flächen schnell betreiben. Dabei wird die GAL nicht von den strengen Anforderungen an Energieverbrauch und Bauweise oder Passivhausstandard abweichen - weil dies schlicht für die BürgerInnen eine erhebliche ja bereits spürbare Verteuerung der Mieten - die Erhöhung der Nebenkosten - auf mittlere Frist bedeutet. Ferner muss der Lebenswert auch stark verdichteter Bereiche erhalten und nicht jedes Grün abgeholzt werden - auch hier müssen wir uns noch immer mit der Kritik der Kammern und Verbände auseinandersetzen.

2) Da ich engen Kontakt auch nach Holland habe, würde ich alsbald auch ein Konzept zur Diskussion bringen, dass in den Niederlanden bereits Standard ist - Antikraak. Wohnungsvermittler bieten hier leerstehenden Wohn- und Gewerberaum an - ursprünglich, damit er nicht besetzt wird. Hier kann man so lange wohnen, bis das Haus verkauft, vermietet oder abgerissen wird. Hierfür müssen die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden.

Nachteil für den Mieter ist, dass man weniger Mieterrechte und insbesondere eine auf zwei oder vier Wochen verkürzte Kündigungsfrist hat. Die Wohnung kann luxuriös, aber sie kann auch "normal" sein - Renovierung und "eigene" Anschaffungen lohnen sich nicht, aber gerade für junge Mieter ist dies ein äusserst attraktive Lösung.

Mit der Umwidmung von langjährig ungenutzten Gewerbeflächen und dem Anti-Kraak-Konzept hätte man zwei Konzepte für die Mietergruppen, die derzeit am stärksten von der Wohnungsknappheit betroffen sind.

Vielleicht finden Sie richtig, wie die GAL die Lösung der Wohnungsprobleme in Hamburg betreiben will - langfristig und zum Nutzen aller. Dann wählen Sie bitte am 20.02.2011 die GAL und helfen Sie, eine Alleinregierung der SPD oder gar eine Koalition mit der FDP zu verhindern - denn diese soll Olaf Scholz der mit der GAL präferieren.

Mit freundlichem Gruß

Frank Schmidtsdorff