Ist dir das Phänomen Eltern-Kind-Entfremdung bewusst? Was gedenkst du dagegen zu unternehmen?
Lieber Daniel,
Eltern-Kind-Entfremdung nach Trennung/Scheidung ist ein gar nicht so seltenes Problem und kann durchaus als psychische Kindesmisshandlung bezeichnet werden.
Ich spreche hier ausdrücklich nicht von den Fällen bei denen sich ein Kind objektiv begründet (physische Misshandlung, Vernachlässigung o.ä.) von einem Elternteil abwendet sondern von vom betreuenden Elternteil bewusst oder unbewusst herbei geführter Entfremdung.
Statistiken darüber gibt es nicht. Nach Expertenschätzungen sind aber zwischen 30.000 und 60.000 Kinder / Jahr davon betroffen.
Dies verursacht (nicht sichtbare) seelische Verletzungen die sich bis weit ins Erwachsenenleben hinein auswirken.
Gerichte, Jugendämter und Beratungsstellen sind i.d.R. damit überfordert.
Der Gesetzgeber kümmert sich nicht darum.
Was gedenkst du zu tun?
Grüße
Elmar R. .- (SPD Bingen Süd)
Lieber Elmar,
vielen Dank für deine Frage.
Das Thema Eltern-Kind-Entfremdung ist der Politik sehr wohl bewusst. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat dieses Thema in einer ausführlichen Studie im Jahr 2021 bearbeitet:
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/gemeinsam-getrennt-erziehen-186696
Auch als Ampelkoalition haben wir uns in der Familien- und Jugendpolitik viele Vorhaben vorgenommen: So wollen wir gemeinsam mit den Ländern die Erziehungs-, sowie Trennungs- und Konfliktberatung verbessern und dabei insbesondere das Wechselmodell in den Mittelpunkt stellen. Im Fokus steht dabei auch die finanzielle Sicherheit der Kinder nach der Trennung. Die neue Regierung wird die partnerschaftliche Betreuung der Kinder nach der Trennung fördern, indem sie die umgangs- und betreuungsbedingten Mehrbelastungen im Sozial- und Steuerrecht besser berücksichtigen wird.
Zudem sollen die Beratungsangebote verschiedenster Stellen ausgebaut werden. Familienberatungen können als kostenlose und anonyme Anlaufstellen in Krisensituationen genutzt werden und können helfen, einvernehmliche Regeln aufzustellen. Unser Blick richtet sich dabei auch auf Eltern-Kind-Zentren, Familienbildungsstätten, Gemeindehäuser und zunehmend auch auf Kindertagesstätten und Schulen. Kurse, Treffpunkte oder Informationstermine stehen hier allen Familien offen und sollen eine niedrigschwellige Anlaufstelle bieten.
Weitergehende Vorhaben und Informationen finden sich insbesondere auf der Seite des BMFSFJ:
Sei versichert, dass wir das Wohl aller Kinder immer in den Mittelpunkt unserer Familienpolitik stellen.
Beste Grüße
Daniel