Wieso ist Home-Office, in Ihren Augen, vor allem wichtig für Frauen? Laut Statistiken sind es nach wie vor Frauen, die mehr Care-Arbeit leisten und benachteiligt sind.
Sehr geehrte Frau Müller-Gemmeke,
ich bin durch einen Post im ZDF auf Ihre interessante Aussage gestoßen und dachte ich stelle Ihnen hier einmal meine Frage.
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian T.
Sehr geehrter Herr T.,
natürlich ist Homeoffice eine Möglichkeit für (alleinerziehende) Frauen und Männer, Arbeit und Care-Arbeit besser miteinander zu vereinbaren. Aber leider, und das schreiben Sie ja auch, sieht die Realität immer noch anders aus. Zu wenige Männer reduzieren tatsächlich ihre Arbeitszeit, um die Betreuung der Kinder und weitere Care-Arbeit mit ihrer Partnerin wirklich partnerschaftlich zu teilen.
Aber es geht mir nicht nur ums Homeoffice. Wir wollen mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten und das meint, mehr Mitsprache bei Dauer, Lage und Ort der Arbeitszeit. Denn Arbeit muss besser ins Leben passen, und zwar für alle.
Wenn Arbeit gut ins Leben passt, dann reduziert das den Stress im Berufsleben. Es entlastet alle und es hilft, Care-Arbeit und Job partnerschaftlich zu teilen. Und es ist gleichzeitig sogar eine Antwort auf den Fachkräftemangel. Denn wenn die Beschäftigten mehr Zeitsouveränität haben bei Lage, Dauer und Ort ihrer Arbeitszeit, dann können Männer leichter für Care-Arbeit reduzieren und Frauen können aus kleiner Teilzeit in höhere Teilzeit wechseln. Eine Prognos Studie kommt nämlich zu dem Ergebnis: Könnten heute allein alle Frauen mit Kindern unter sechs Jahren so arbeiten, wie sie es sich wünschen, dann würden rund 840.000 Frauen wieder anfangen zu arbeiten. Von mehr Zeitsouveränität würden also alle profitieren, sowohl die Beschäftigten als auch die Unternehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Beate Müller-Gemmeke