Sehr geehrte Frau Müller-Gemmeke, Mich würde interessieren wann das Renteneintrittsalter wieder gesenkt wird? Mit 60 habe ich 45 Jahre gearbeitet. Warum wird das nicht anerkannt?
Ich gehe davon aus das ich ab 60 Jahre meinen Handwerksjob nicht mehr ausführen kann. Wenn ich einen Schreibtisch Job hätte könnte ich Locker bis 70 arbeiten. Wie ist ihre Meinung dazu?
Gleichzeitig sollten die Beamten auch Steuern zahlen, da Beamte ja mit ca. 55 Jahren ohne Abzüge in die Pansion gehen, wann wird dies geändert? Dies muss der Steuerzahler zahlen.
Sehr geehrter Herr W.,
Sie sprechen ein ganz grundsätzliches Problem unseres Rentensystems an. Alle werden gleich behandelt, obwohl sie ganz unterschiedliche Erwerbsbiografien haben und ganz unterschiedlich belastet sind in ihrem Erwerbsleben. In der letzten Legislaturperiode hatten wir eine grün-interne Rentenkommission und dort wurde neben vielen anderen Themen genau diese Problematik auch besprochen. Wir waren uns einig, dass es hier Abhilfe bräuchte. Es müsste für Beschäftigte mit belastenden Tätigkeiten eine Lösung geben, die dann steuerfinanziert wird. So eine grundlegende Änderung im Rentensystem wird aber im Moment keine Mehrheit finden. Im Gegenteil: Von konservativer Seite und aus Reihen der Wirtschaft wird sogar eine spätere Regelaltersgrenze gefordert. Solche Gedankenspiele lehnen wir Grünen aber strikt ab.
Beamt:innen zahlen natürlich Steuern und können auch nicht mit 55 Jahren ohne Abzüge in Pension gehen. Und dennoch müssen wir Lösungen schaffen für die vielfältigen Problemkonstellationen, die sich durch die Rente mit 67 ergeben. Denn vielen Menschen, zum Beispiel im Handwerk, gelingt es heute nicht, das gesetzliche Renteneintrittsalter zu erreichen. Wir wollen deshalb beispielsweise die Teilrente attraktiver machen, unter anderem indem wir die Abschläge für besonders belastete Beschäftigte streichen. Wir wollen auch die Möglichkeiten umfangreicher Weiterbildungen für Ältere erweitern, damit sie andere, weniger belastende Tätigkeiten ausüben können. Die Erwerbsminderungsrente wollen wir stärken. Präventionsmaßnahmen müssen zum Standard werden und gemeinsam mit der Rehabilitation einen noch größeren Beitrag zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit leisten. Zudem braucht es dringend eine Analyse der spezifischen Belastungen einzelner Berufsgruppen. Das ist die Voraussetzung dafür, weitere Lösungen zu entwickeln und für deren Umsetzung zu argumentieren.
Mit freundlichen Grüßen
Beate Müller-Gemmeke