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Andrea Lindlohr
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Markus K. •

Frage an Andrea Lindlohr von Markus K. bezüglich Kultur

***Opernhaus***
Wie Sie wissen sind erhebliche Kosten für die Sanierung eingeplant. Wenn die geplanten Kosten so eintreten, dann reden wir von rund 1 Mrd Euro, die sich aus heutiger Sicht die Stadt Stuttgart und das Land (für das Sie als Landtagsabgeordnete verantwortlich zeichen) teilen.
Ich stelle nicht die Notwendigkeit einer Sanierung in Frage, und wenn es sowohl dem Personal (Arbeitsschutz) als auch der Kunst dienen soll, dann soll es so sein. Dann soll es auch die 1 Mrd Euro sein. Aber muss wirklich die öffentliche Hand ein Ding komplett finanzieren, dass eigentlich nur Eliten benutzen?
Was habe ich als Esslinger davon? Was hat meine Nichte im Oberschwäbischen davon? Was haben 9,5 Millionen Menschen (denn nur ca. 500tsd Besucher*innen) jährlich die das Opernhaus jährlich nicht benutzen von dem Einsatz dieser Steuergelder?
Auf dem Beteiligungsportal der LReg finden Sie alles, nur keine Aufstellung WER (z.B. soziale Schichtung) die Staatsoper besucht. Es wird nicht darauf eingegangen, dass es eine überwiegend große Zahl an Bürger*innen gibt, die am Besuch der Oper aus kulturellen (ausdrücklich nicht aus finanziellen) Gründen kein Interesse haben.
Als amtierende Abgeordnete haben Sie sicherlich Zugang zu aktuellen Nutzerdaten, wer wie oft die Staatsoper benutzt (Geschlecht, Alter, Einkommen,...). Ich nehme wahr, dass viele eine solche Kulturform ablehne und nicht besuchen. Trotzdem subventionieren wir Steuerzahlende schon heute jede einzelne der Eintrittskarten des Staatstheaters mit ca. 170 Euro. Durch die Sanierung würden die Subventionen der betroffenen Aufführungen nochmals um 90 Euro ansteigen (auf 40 Jahre gerechnet).
Hier muss eine andere Subventionspolitik und Finanzierung gefunden werden, die nicht Eliten ihr Hobby finanziert.
Hier wäre ÖPP doch mal ein lohnenswerter Ansatz. Wie sehen Sie das? Und wie werden Sie sich im kommenden Landtag dazu verhalten?
Und! Was habe ich als Esslinger davon?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr K.,
ich möchte das Staatstheater Stuttgart als großes sogenanntes Dreispartenhaus erhalten und nicht einsparen. Dazu gehört das Opernhaus. Und das ist so überaltert und technisch problematisch, dass es grundlegend saniert werden muss.
Die letzte Sanierung war im Wesentlichen nur eine Rekonstruktion des Zuschauerraums und liegt inzwischen 36 Jahre zurück. Auch die Technik stammt aus den 1980er-Jahren. Heute geht es daher vor allem um die Arbeitsplätze und die veraltete Bühnen- und Haustechnik.
Die Arbeitssituation für viele der 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würde heute nicht neu genehmigt werden, insbesondere die Arbeitsplätze in den Werkstätten sowie im Bühnen- und Orchesterbereich. Der Betrieb wird nur noch mit Blick auf eine anstehende Sanierung geduldet. Wird nicht saniert, droht eine Betriebsschließung.

Ich meine auch, dass die Kulturinstitutionen und die Kulturpolitik immer wieder kritisch darüber reflektieren müssen, was ihre gesellschaftliche Rolle ist und wen sie erreichen. Das tun sie auch, zum Beispiel durch den Kulturdialog des Landes. Und wir tun auch etwas, zum Beispiel mit den Kinder- und Jugendtheatern auch an der WLB in Esslingen oder dem Kulturrucksack.

Ich teile aber überhaupt nicht Ihre Behauptung, „dass viele eine solche Kulturform ablehnen“. Wo steht das? Es lehnen doch auch keineswegs diejenigen, die ein Freibad nicht besuchen, automatisch ab, dass es ein Freibad gibt und andere Menschen es nutzen. Mir bedeutet es etwas, dass seit dem 17. Jahrhundert Opern in Stuttgart aufgeführt werden – Ihnen wohl nicht so sehr, das ist ja individuell. Meine These ist (vielleicht gibt es irgendwo eine Umfrage, das weiß ich aber nicht auswendig): Der Mehrheit der Gesellschaft bedeutet es auch etwas. In Esslingen und anderswo.

Und: Kultur muss sich nicht rechnen. Das tut sie auch oft nicht. Darum ist ÖPP bei der Sanierung des Opernhauses nicht sinnvoll. Ich unterstütze ÖPP dann, wenn der öffentliche Zweck durch eine sinnvolle neue private Nutzung mitfinanziert wird. Das war zum Beispiel mal ein neues Stadtteilzentrum in Stuttgart mit einem sinnvollen ÖPP-Modell und einem Drogeriemarkt unten drin. ÖPP ist nur Pseudo-ÖPP, wenn einfach privat vorfinanziert wird, was am Ende rein öffentlich ist. Beispiel: Engelbergtunnel. Das ist eine reine Schattenverschuldung am Parlament und auch an den Bürger*innen vorbei, gegen die heutzutage die Rechnungshöfe zum Glück frühzeitig vorgehen.

Mit freundlichen Grüßen,
Andrea Lindlohr

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