Frage an Yvonne Gebauer von Anna N.
Liebe Frau Gebauer,
der von Ihnen angekündigte Ausbau der Digitalisierung an Schulen ist teuer - und er birgt einen zusätzlichen Zeit- und Arbeitsaufwand für Lehrkräfte. Die Reformaufgaben der letzten Jahre, wie Inklusion und die Beschulung von Flüchtlingskindern/Seiteneinsteigern, treiben Schulen und Lehrer/innen aber schon längst an ihr Limit.
Besonders betroffen sind Grundschulen in NRW, da sie strukturell unterfinanziert sind wie keine andere Bildungseinrichtung in Deutschland (Kitas ausgenommen). Hier ein kurzer Aufriss der aktuellen Lage:
- beschämender Lehrermangel aufgrund systematischer Schlechterstellung bei der Bezahlung
- zum Teil prekäre Beschäftigungsverhältnisse bei angestellten Lehrern und im Ganztag
- misslungenes Projekt "Inklusion" aufgrund von Unterfinanzierung
- akuter Mangel an Schulleitungen und deren Stellvertreter (wegen schlechter Bezahlung!)
- wenig Personal für die Verwaltung, Aufgaben bleiben häufig an Lehrern hängen
- wenig Personal in der Gebäudepflege, teils schlechter Zustand der Gebäude (Lehrer und Eltern müssen selber putzen).
- große Klassen (in Köln ab dem kommenden Schuljahr bis zu 29 Erstklässler in einer Klasse)
- Überlastung/Überforderung/Burnout/Vorzeitige Pensionierung sind bei Lehrern eher die Regel als die Ausnahme. Kein Wunder!
- Ergebnis der Unterfinanzierung: Abfallende Leistungen bei IGLU zeigen, die Qualität der Bildung lässt nach!
Meine Frage lautet daher: Wie rechtfertigen Sie die Priorisierung einer "Digitalisierung", angesichts von akuten, strukturellen Entwicklungsaufgaben der Grundschule in NRW?