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Walter Koppe
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Frage von Peter M. •

Frage an Walter Koppe von Peter M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Kandidat,

Fast alle in Europa haben ihn. Warum wir nicht?
Ich meine den Mindestlohn in Deutschland.
Laut einer aktuellen Studie des DGB würde ein Mindestlohn millionen von Geringverdienern helfen und die Konjunktur ankurbeln. Fast vier Millionen ArbeitnehmerINNEN welche Vollzeit arbeiten und deren Familien würden davon profitieren. Zusätzlich etwa fünf Millionen ArbeitnehmerINNEN die geringfügig oder teilzeitbeschäftigt sind. Durch diesen Konsumschub würden bis zu 225 000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Brauchen nur die Banken Rettungsschirme, oder brauchen nicht auch die Niedriglöhner einen Schutzschirm?
Wie ist Ihre Meinung zum Mindestlohn?

Portrait von Walter Koppe
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Maier,

Ich selbst habe die Folgen des liberalisierten Wettbewerbs als tarifvertraglich Beschäftigter beim Bodenverkehrsdienst am Münchner Flughafen erlebt; wurde gerade aufgrund meiner Kritik dieser Entwicklung des Immer-Billiger gegenüber gekündigt. Nun soll ich mich laut Bundesagentur für Arbeit für die selbe schwere und giftige Schichtarbeit über eine Leiharbeitsfirma bewerben; soll für 7,38 € /Std, bei miesesten Arbeitsbedinungen selbst zur Billigkonkurrenz für meine noch tarifvertraglich beschäftigten Kollegen werden.
Wenn inzwischen selbst die Beschäftigten dieser Bundesagentur von Leiharbeitsfirmen stammen, braucht man sich über die "schönen neue Welt" nicht zu wundern, die eben dabei ist, sich von Innen zu verspeisen.
Nicht wir Menschen sind die Nutzniesser dieses Systems, weder des Immer-Billiger, des Kosten-Sparens und Privatisierens von Rente und Gesundheitssystem, also den zentralen Entwicklungen seit rot-grüner Agenda 2010; sondern nur wenige Lobbyisten, Aufsichtsräte und Renditejäger, welche neben der Politik auch die Medien gekauft haben. Und wenn sich Arbeit nicht mehr reniert, dann wird spekuliert.

Ich bin mir sicher: Würde es einen Mindestlohn geben, würde sich also Arbeit wieder rentieren, würde nicht nur dieser radikale, krank machende Wettbewerb ein Ende finden, sondern wäre das eben auch ein positives Konjunkturprogramm für unsere Wirtschaft. Gerade in unserer Zeit des sowohl wirtschaftlichen wie demokratischen Siechtums brächten wir deutliche Zeichen eines Aufbruchs. Ein Mindestlohn von 10 € wäre ein solches Zeichen, an das sich auch andere Staaten orientieren würden.

mit freundlichen Grüßen,
Walter Koppe