Frage an Ute Granold von Jörn H. bezüglich Recht
Sehr geehrte Frau Granold,
in Ihrer Rede vom 7.6.2013 weisen Sie darauf hin, dass "das Grundgesetz [...] das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit und auch das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung" garantiert und ich muss Ihnen weitgehend zustimmen. Ich möchte Sie allerdings fragen, warum dieses Recht für Jungen offenbar nicht gilt und Sie dafür gestimmt haben, dass in diese beiden wesentlichen Grundrechte eines jeden Menschen aus beliebigen (sic!) Gründen eingegriffen werden darf.
Wie Sie sehr richtig erwähnen, existieren bei der weiblichen Beschneidung höchst unterschiedliche Formen, sowohl hinsichtlich des Vorgangs als auch hinsichtlich der Folgen, darunter befinden sich auch Formen, die von vergleichbarer oder gar geringerer Eingriffstiefe sind, als die Beschneidung von Jungen. Beispielsweise gibt es die mildere Form, bei der die Klitorisvorhaut lediglich angeritzt und nicht vollständig entfernt wird.
Ich würde von Ihnen gerne erfahren, ob und wenn ja, warum Sie diese Formen nicht ebenso wie die Beschneidung von Jungen als legale Praktiken anerkennen. Mit welcher Begründung wollen Sie den Eltern dieser Mädchen das bei Jungen als explizites elterliches Recht festgelegte untersagen? Ein pauschaler Verweis auf die schweren und schwersten Formen der weiblichen Beschneidung liefert hier keine Begründung.
Glauben Sie, dass Sie dem Rechtstaat mit der Entscheidung für §1631d BGB einen Gefallen getan haben und dass Sie die Folgen, die sich auch aus dem Zwang zur Geschlechtergleichberechtigung ergeben werden bei Ihrer Entscheidung ausreichend berücksichtigt haben? Aufgrund Ihrer Zustimmung zu §1631d BGB muss ich davon ausgehen, dass Sie der Legalisierung sämtlicher von Eltern erwünschter Körpermodifikationen mit gleicher oder geringer Eingriffs- und Folgentiefe zugestimmt haben.
Mit freundlichen Grüßen
Jörn Hoos
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