Portrait von Ulrike Täck
Ulrike Täck
Bündnis 90/Die Grünen
0 %
/ 4 Fragen beantwortet
Frage von Friederike S. •

Frage an Ulrike Täck von Friederike S. bezüglich Gesundheit

Stimme mit fast allen Grünen-Zielen überein, außer mit der Freigabe von Cannabis. Ich bin Ärztin und weiß um den Einfluss von C. auf das Gehirn von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. C. konditioniert in diesem Alter Konfliktlösungs- und Bewältigungsstrategien hin zu einer freundlich-gleichgültigen Haltung. Selbst bei Beendigung des Konsums bleiben diese eingeschliffenen Reflexe bestehen. Deshalb bin ich strikt gegen eine generelle Freigabe. Zu Ihrer Kenntnis: inzwischen dürfen Ärzte ja Cannabis verordnen, allerdings gibt es für sie keinerlei Vorgaben bzgl. einer streng definierten Indikation. Die dahinter stehende Haltung ist mir zu libertinär und soll anscheinend eine gesellschaftliche Grundstimmung bedienen. Übrigens: kommen Sie mir bitte nicht mit dem Vergleich zum Alkohol als Volksdroge. Ich sehe diesen Widerspruch auch, weigere mich aber, daraus eine C.-Freigabe abzuleiten nach dem Motto: ist ja Ausdruck von Freiheit, welche Droge ich mir zuführe.

Portrait von Ulrike Täck
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau S.

ich bin ihrer Meinung hinsichtlich des negativen Einflusses von Cannabis auf junge Menschen, die sich noch in ihrer Entwicklungsphase befinden. Mit Entwicklungsphase meine ich physiologisch in Bezug auf Körper und Geist und auch gesellschaftlich in Bezug auf ihre Ausbildung.

Aus diesem Grunde möchte wir keine generelle Freigabe. Ganz im Gegenteil, wir möchten die Freigabe mit "strenger Regulierung von Cannabis" mittels eines Cannabis Kontrollgesetzes und "striktem Jugendschutz" und somit ein "klar geregeltes und kontrolliertes System schaffen". Soweit die Inhalte unseres Wahlprogramms.

Und nun zu meiner persönlichen Ansicht: Ich möchte ganz ehrlich sein: Ich bin für die Freigabe, dies aber erst ab einem Alter, ab dem die Menschen wissen was sie tun und damit umgehen können. Zum Beispiel 21 oder 25 Jahre. In einem Kontrollgesetz kann man das definieren. Ich möchte großen Abstand davon nehmen, zum Beispiel einem, überspitzt gesagt, Menschen im Alter von 80 Jahren vorzuschreiben, was er oder sie nehmen oder nicht nehmen darf und dies vielleicht noch mit Bezug auf Gesundheit.

Bedauerlich finde ich, dass sie von vorn herein sagen "kommen sie mir bitte nicht mit dem Vergleich zum Alkohol". Doch damit komme ich jetzt und dies aus persönlichen Erfahrungen, denn beide meine Eltern sind nachweislich daran früh verstorben, nachdem die Familie zunächst komplett ruiniert wurde. Wissen sie, so hat jeder von uns persönliche und auch prägende Erfahrungen, die man nicht ausblenden kann und darf. Sie ihre nicht und ich meine nicht.

13,3 % der jungen Menschen unter 25 Jahren haben bereits Cannabis konsumiert und somit ist dies die häufigste konsumierte illegale Droge in diesem Alter (Quelle: Die Welt). Glücklicherweise sind es nicht Kokain, Heroin, Chrystalmeth oder andere Amphetamine. Beim Alkoholkonsum bei Menschen unter 25 Jahren ist die Tendenz glücklicherweise sinkend, liegt aber immer noch bei 30,7 % (Quelle: Die Zeit). Da gibt es auch noch viel Präventionsarbeit zu tun. Wir müssen Cannabis im Umfeld anderer Drogen betrachten. Niemand will z.B. eine Freigabe von Kokain, wenn ich mal den Vergleich in diese Richtung anstreben darf und niemand will ein Verbot von Alkohol.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Täck

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Ulrike Täck
Ulrike Täck
Bündnis 90/Die Grünen