Sind Sie mit der MMT (Modern Monetary Theory) vertraut und würden Sie deren Einsichten politisch anwenden.
Die Modern Monetary Theory ist mir bekannt. Die MMT stellt die These auf, dass Staatsschulden als Steuergutschriften bei privaten Haushalten zu betrachten sind. Das bedeutet, dass der Staat als „Schöpfer der Währung“ auftritt und somit in den Fokus der Ökonomie-Theorie rückt. Das ist eine Alternative zu den herkömmlichen neoliberalen Theorien, die sich in den vergangen 30 Jahren weltweit verbreitet haben. Sie sehen den Staat als Konkurrent zum privatwirtschaftlichen Sektor. Ich bin sehr dafür, dass der Staat in wirtschaftspolitischen Fragen das Heft des Handelns wieder erlangt. In den letzten Jahrzehnten hat er diese Macht teilweise an private Akteure, Aktienfonds und Unternehmen abgegeben und auf die „unsichtbare Hand des Marktes“ vertraut. Wir sehen aber heute, dass die Klimakrise, die Gesundheitsvorsorge, die Bildungsmisere und die Wohnungsnot nicht allein mit sogenannten Marktmechanismen zu bewältigen sind. Die MMT bietet dabei einen gelungenen Ansatzpunkt, um erhöhte Staatsausgaben in diesen Politikbereichen zu rechtfertigen. Daher begrüße ich es, wenn die Wissenschaft uns Politiker*innen mit dem argumentativen Rüstzeug versorgt.