Frage an Tobias Vogt von Tina K. bezüglich Gesundheit
Was planen Sie zur Verbesserung im Thema Pflege zu unternehmen? Zumal die Verbesserungen von Herrn Spahn dazu führen, dass die Flexibilität der zu Pflegenden zu Hause deutlich abnimmt, weil es nicht einmal genügend Kapazitäten beim Sozialträgern gibt und man nicht mehr auf Nachbarschaftshilfe mit der Verhinderungspflege zurückgreifen kann. Auch das IPREG, was Herrn Spahn zur Verbesserung der Pflege verabschiedet hat, ist eine Katastrophe für beatmete Menschen, denen jede Freiheit zur Entscheidung dadurch verwehrt wird und die in ein Pflegeheim sollen. In Baden-Württemberg werden von 300.000 pflegebedürftigen Menschen 200.000 zu Hause gepflegt. Wie stärken Sie pflegende Angehörige, hauptsächlich Frauen, die dann zum Dank später noch mit Altersarmut zu kämpfen haben?
Liebe Frau K.,
vielen Dank für Ihre Nachricht zur Pflege, die ich gerne beantworte.
Für mich ist klar: Pflege betrifft uns alle und ist eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit.
Ob direkt als Pflegebedürftiger oder indirekt als Angehöriger. Weil die Kosten für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen aber immer mehr steigen, besteht die Gefahr, in die Armut abzurutschen. Um pflegende Angehörige finanziell zu entlasten, werden wir ein zusätzliches und von den Leistungen der Pflegeversicherung unabhängiges Landespflegegeld von bis zu 1.000 Euro jährlich einführen. Wir werden unserer Verantwortung in der pflegerischen Versorgung zudem gerecht und entlasten jeden stationären Pflegebedürftigen unmittelbar durch die Rückkehr des Landes zur Förderung der Investitionskosten. Zudem wollen wir einen aktuellen Landespflegeplan aufstellen. Bei den Angeboten der Kurzzeitpflege verstetigen wir die Mittel zur Förderung der Kurzzeitpflegeplätze auf hohem Niveau.
Wir unterstützen darüber hinaus die Initiative des Bundesgesundheitsministers, die Eigenanteile von pflegebedürftigen Menschen in Pflegeheimen zu begrenzen. Die Angehörigen dürfen mit der Last der Betreuung und Versorgung nicht alleingelassen werden. Deshalb wollen wir die professionelle Beratung ausbauen und die Familien- und Angehörigentätigkeit besser unterstützen. Pflegenden Angehörigen wollen wir mit der Einführung eines Landeszuschusses für Familienerholungsmaßnahmen Familienfreizeiten und Auszeiten von der oftmals physisch wie psychisch belastenden Pflege ermöglichen.
Wir wollen die pflegerischen Angebote im Land so ausrichten, dass jeder Mensch vor Ort die Hilfe findet, die seinem Bedarf entspricht. Auch wenn die Zahl der Beschäftigten in der Pflege in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist, hat sie mit dem wachsenden Bedarf nicht Schritt gehalten. Deshalb müssen wir nach wie vor die Personalausstattung in den Pflegeeinrichtungen verbessern. Um dem Fachkräftemangel in der Pflege dauerhaft entgegenzuwirken, wollen wir den Beruf der Pflegerin und des Pflegers, insbesondere für junge Menschen, wieder attraktiv machen und ihm eine höhere gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung zuteilwerden lassen. Instrumente dafür sind die Verbesserung der Vergütung, verlässliche Dienstpläne, flexible Arbeitszeitmodelle, wertschätzende Führung und die Digitalisierung. Ziel der Weiterentwicklung der stationären Pflegeinfrastruktur muss sein, dass Pflegebedürftige zukünftig mehr Möglichkeiten erhalten, auch bei einem stationären Hilfebedarf in ihrem vertrauten Lebensumfeld zu verbleiben.
Insoweit spielen Angebote wie Wohngemeinschaften, Kurzzeit-, Tages- und Nachtpflege eine immer wichtigere Rolle, um Bürgerinnen und Bürgern den Weg zu einem selbstbestimmten und würdevollen Altern in der eigenen Häuslichkeit zu eröffnen. Diesbezüglich bedarf es auch einer differenzierten Investitionskostenförderung des Landes.
Freundliche Grüße
T. V.