Frage an Tassilo Timm von Angela M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Hallo Tassilo,
befürworte sehr das Rentenalter zu senken. Bin Produktionsarbeiterin in der Chemie.
Wie will und kann das die MLPD das verwirklichen?
Die Rentenfrage zeigt ziemlich deutlich, in was für einer Gesellschaft wir leben: Es zählt nur der Profit. Solange du gut arbeiten kannst, bist du was wert, aber wenn du alt oder krank bist, kannst du alleine zusehen, wie du klar kommst. Die Rente mit 67 bedeutet Altersarmut. 5,7 Millionen Rentner sind jetzt schon davon bedroht. An den Regierungen der letzten 20 Jahre waren SPD, Grüne, CDU und FDP beteiligt - von ihnen allen hört man in jedem Wahlkampf, dass sie sich das Problem der Rente annehmen wollen. Das einzige, was sie tun, ist kontinuierlich das Renteneintrittsalter herauszusetzen, das Rentenniveau soll bis 2030 sogar auf 43% des Lohns gesenkt werden. Ein gesellschaftlicher Skandal in einem der reichsten Länder der Welt! Das oft propagierte 3-Säulen-Modell (Staatliche Rente, Betriebliche Rente, private Vorsorge) zieht den Staat aus der Verantwortung und dient letztlich auch nur den Versicherungskonzernen - immer mehr Arbeiter und Angestellte können sich außerdem eine private Vorsorge überhaupt nicht leisten.
Unsere Forderungen sind folgende: Weg mit der Rente mit 67 - ohne Wenn und Aber! Herabsenkung des Rentenalters auf 60 für Männer und 55 für Frauen und Schicht- und Schwerarbeiter - bei vollem Rentenausgleich! Für eine drastische Erhöhung des Rentenniveaus!
Das ist nicht nur eine Frage der Möglichkeit, sondern auch der Notwendigkeit. Unter meinen Kollegen im Gleisbau sind einige Ältere. Diese teilweise schwere Arbeit bis 67 durchzuhalten ist so gut wie unmöglich. Aber auch in vielen Werkstätten, Schulen, Büros oder Call-Centern wächst der Stress.
Die Frage nach der Finanzierung ist leicht beantwortet. Zum einen denke ich, dass jedermann in die Rentenkasse einzahlen sollte - egal ob Selbständig, Beamter oder Politiker! Zum zweiten finde ich, dass es keine "Beitragsbemessungsgrenze" geben sollte - wer Millionen im Jahr "verdient", kann auch hunderttausende einzahlen. Das wichtigste ist aber, dass die Konzerne mehr zur Kasse gebeten werden. Wir fordern, dass die Sozialversicherungsbeiträge zu 100 % von den Unternehmern bezahlt werden in Form einer umsatzbezogenen Sozialsteuer. Das würde den Mittelstand entlasten und Großkonzerne zur Kasse bitten.
Das Argument, es würde immer mehr Ältere geben, ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Seite der Medaille ist, dass die Produktivität in den letzten 20-30 Jahren enorm gestiegen ist. Für eine Produktion, für die 1992 noch 1.000 Industriebeschäftigte benötigt wurden, reichten 2012405 Beschäftigte! Die geschaffenen Werte kommen aber nicht denen zu gute, die sie produzieren oder einmal produziert haben, sondern den Bossen der Industrie. VW-Chef Winterkorn erhält gegenwärtig 3.100 Euro "Rente" - TÄGLICH. Das ist offenbar auch "finanzierbar".
Um unsere Forderungen durchzusetzen, würden wir neben parlamentarischen Initiativen vor allem Aktionen, Demonstrationen und Streiks unterstützen, auch gewerkschaftliche. Politische Streiks sind in Deutschland allerdings verboten. In Griechenland und Frankreich gibt es oft Generalstreiks gegen Regierungspläne für Sozialabbau. Anfang September demonstrierten tausende Rentner in Teheran (Iran) gegen Pläne der Regierung, die Renten trotz Beschluss nicht zu erhöhen. Ein gemeinsamer Kampf von Jung und Alt kann viel bewirken! Dafür stehen wir!