Frage an Svenja Stadler von Martin H. bezüglich Frauen
Sehr geehrte Frau Stadler,
vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Frage vom 11.11.
Verstehe ich Sie richtig, dass Sie mir als Mann und Vater von zwei Töchtern nicht zugestehen wollen, auch an guter Bildung für Frauen interessiert zu sein, und diese auch in einschlägigen Vereinen unterstützen zu wollen? Wie verträgt sich Ihre Position mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz? Ist diese Sicht bei näherer Betrachtung nicht auch eine Form von Rassismus?
Ist Ihnen bekannt, dass bereits 2017 der prozentuale Anteil von Frauen mit Hochschulabschluss in der Altersgruppe von 30 bis 34 Jahren bei 30% lag? Zum Vergleich: Bei Männern in der gleichen Altersgruppe liegt die Quote bei 27% (1). Inwieweit sehen Sie junge Frauen im Bereich der Wissenschaft und der Bildung benachteiligt, und damit ein exklusives Recht auf Frauenbünde gerechtfertigt?
Leider sind Sie nicht auf mein Beispiel der Landfrauen eingegangen. Da diese Vereine lediglich der Kulturpflege dienen, ähnlich wie Schützenvereine, und nicht dem höheren Ziel der Gleichberechtigung dienen, würden Sie also den Landfrauen die steuerliche Gemeinnützigkeit entziehen wollen? Für eine wirklich mal ganze konkrete Antwort auf mein Beispiel wäre ich Ihnen wirklich sehr verbunden.
Vielen Dank für Ihre Antwort!
Mit freundlichem Gruß
M. H.
(1)
https://www.zeit.de/arbeit/2018-09/hochschulstatistik-frauen-hochschulabschluss-bildung
Sehr geehrter Herr H.,
herzlichen Dank für Ihre Rückfrage vom 18. Dezember. Selbstverständlich spreche ich Ihnen nicht ab, an guter Bildung für Frauen interessiert zu sein. Sie finden ganz sicher und ohne Einschränkung Vereine, die Sie in diesem Ziel unterstützen können.
Eine Benachteiligung von Frauen in der Wissenschaft liegt sogar in außerordentlichem Maße vor. Richten Sie ihren Blick zum Beispiel auf den Frauenanteil der Hochschulprofessoren in Deutschland, der nur bei knapp 25% liegt. Dies deckt sich mit dem Befund, dass in vielen Sektoren in der Breite auf den ersten Blick eine Gleichstellung erreicht ist, Spitzenpositionen jedoch eindeutig männerdominiert sind.
Der Deutsche Landfrauenverband, mit dem ich als Engagementpolitikerin gerne und regelmäßig im Austausch bin, beschreibt sein Aufgabenfeld selbst so: „Wer auf dem Lande zu Hause ist, kennt die geschlechterbedingten Barrieren, die Frauen hindern, am wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben teilzunehmen. Die Folgen sind unterbezahlte Teilzeitjobs und der tägliche Stress mit einer unzureichenden Infrastruktur.“ Der Einsatzweck von Landfrauenverband und Schützenvereinen ist nicht gleich und es ist nicht logisch, mit der Forderung, frauenausschließende Schützenvereine die Gemeinnützigkeit zu entziehen, die Forderung zu begründen, selbiges auch für Vereine wie die Landfrauen zu tun.
Gerne lade ich Sie in mein Wahlkreisbüro in Seevetal ein, um Angelegenheiten rund um Gleichstellung und Frauenförderung vertiefend zu besprechen. Abgeordnetenwatch erscheint mir persönlich, bei aller Berechtigung, kein geeigneter Ort für eine Konversation im Frage-Antwort-Stil zu sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Svenja Stadler