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Sven Lehmann
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Frage von matthias v. •

Wird an einem modernen Strommarkt Design gearbeitet?

Das folgende Video erklärt sehr gut ein gravierendes Problem beim aktuellen Strommarkt

https://www.youtube.com/watch?v=-xYJyT_A77I

Minute 0-19

Wird von der Regierung an einem modernen Strommarkt Design gearbeitet?

Das Problem ist folgendes: gibt es im Norden viel Windstrom, sinkt der Strompreis an der Leipziger Strombörse. Das motiviert Verbraucher im Süden oder auch in Österreich, den billigen Strom zu kaufen und zu verbrauchen. Leider gibt es nicht genug Stromleitungen vom Norden zum Süden, so dass der billige Windstrom aus dem Norden nicht in den Süden transportiert werden kann. Um den Strombedarf im Süden zu decken, müssen nun Kohlekraftwerke oder auch Gaskraftwerke die Stromproduktion übernehmen, Was sehr teuer ist.

Es fehlen die Stromleitungen in Deutschland. Das dauert jedoch Jahre, bis diese gebaut werden. Eine schnelle Lösung ist ein modernes Strommarkt Design. Für jedes Bundesland eine eigene Strombörse. Zudem Netzentgelte abhängig von der Entfernung zum Stromerzeuger.

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Antwort von
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Guten Tag Matthias V.,

Sie sprechen in Ihrer Frage wichtige Herausforderungen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und das Gelingen der Energiewende an. Wir haben seit Beginn der Legislatur massiv den Bau von neuen Stromleitungen und die bessere Nutzung von Bestandsleitungen beschleunigt bzw. ausgeweitet. So werden für dieses Jahr acht Mal mehr genehmigte Trassenkilometer Stromleitung erwartet als in 2021. Und durch neue Regeln zur besseren Nutzung von Bestandsleitungen konnten wir allein in 2023 ca. 1 Milliarde Euro Redispatchkosten – also Kosten für Eingriffe in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken, um Leitungsabschnitte vor einer Überlastung zu schützen – einsparen. 

Das macht aber eine Reform des Strommarktes nicht überflüssig. Wir werden nicht alle Engpässe im Stromnetz durch Ausbau beseitigen wollen. Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz wurde deshalb die „Plattform klimaneutrales Stromsystem“ ins Leben gerufen. Diese Plattform ist ein Prozess mit Stakeholdern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden, Gewerkschaften und Politik und dient der Formulierung der Grundsätze des zukünftigen Stromsystems in den Bereichen "Finanzierung erneuerbare Energien", "Steuerbare Kapazitäten", "Lokale Signale" und "Flexibilitätsoptionen". Da unser Stromsystem bislang primär von steuerbaren, fossilen Kraftwerken dominiert war, müssen einige Regeln geändert werden, um auch mit zunehmendem Anteil an erneuerbaren Energien ein sicheres und bezahlbares Energiesystem zu gewährleisten. 

Bisher wurden in einem sehr intensiven Prozess die Vor- und Nachteile von verschiedenen Vorschlägen breit diskutiert. Denn eine Reform des Strommarktes muss auf Dauer angelegt sein und es ist sehr wichtig, dass ein Übergang gut funktioniert. Eine Entscheidung über das künftige Design ist noch nicht gefallen, die nächste Prozessphase soll diese idealerweise herbeiführen.

Mit freundlichen Grüßen

Sven Lehmann

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