Frage an Stephan Stracke von Tom B. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Stracke,

ich zitiere einen Satz aus ihrer heutigen Bundestagsrede:

"Es nutzt nichts noch so viele Hilfesysteme zu implementieren, bereitstehen zu haben, wenn man halt ein fauler Grippel ist und einfach nicht arbeiten will."

Hierzu hätte ich einige Fragen:

1. Wie groß ist der Anteil der "faulen Grippel" unter den Erwerbslosen, z.B. in Prozent aller Erwerbslosen? Ich hoffe sie können hier eine verlässliche, ggf. durch Studien belegte Angabe machen, wenn Sie solche Fälle schon so drastisch erwähnen.

2. Bekanntlich bedeutet das Leben von ALG-II strenge Armut. Halten Sie es ernsthaft für realistisch, dass Menschen, die eine Chance hätten, sich ein Einkommen am Arbeitsmarkt zu verschaffen, freiwillig in dieser Armut leben und sich obendrein den zuweilen höchst unangenehmen Maßnahmen des Jobcenters aussetzen?

Da sie mit diesem Satz in ihrer Rede vielen Menschen Faulheit unterstellen und die Bekämpfung dieser Faulheit als wichtig darstellen, bitte ich Sie, die Nachweise zu liefern, dass diese Faulheit tatsächlich in relevantem Umfang überhaupt existiert, dass sie ein tatsächliches Problem auf dem Arbeitsmarkt darstellt, dass sie nicht einem Angebot vorwiegend mieser Jobs geschuldet ist (denn dann wäre es kein Faulheit sondern eher ein Mindestanspruch an sich selbst und seine Arbeit) und dass sie gesamtwirtschaftlich überhaupt von Bedeutung ist.

Sicher würden Sie eine solche Aussage nicht tätigen, ohne über all dieses Wissen und die Quellen zu verfügen, denn anderenfalls würden Sie ja nur Stammtisch-Vorurteile über die Schwächsten der Gesellschaft wiedergeben. Daher bin ich sehr gespannt auf die Informationen, die Sie zum Thema Arbeitsunwilligkeit sicher liefern können.

mit freundlichen Grüßen,
Tom Berthold