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Stephan Mayer
CSU
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Frage von Bernhard K. •

Frage an Stephan Mayer von Bernhard K. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Mayer,
vor kurzem haben Sie vehement die "Wegnahme der Fußball-WM 2018" gefordert, um Russland für die Unterstützung der ost-ukrainischen Separatisten zu sanktionieren.

Als aufmerksamem Politiker des 21. Jahrhunderts wird Ihnen in wohl nicht verborgen geblieben sein, dass sich die FIFA als übernationaler Konzern sich nicht von nationalen Regierungen in die Geschäfte reden lässt und somit eine Wegnahme der WM 2018 - wie von Ihnen gefordert - utopisch bleibt.

Wieso sind Sie dann nicht so konsequent und schlagen eine "Sanktion" vor, die im rein deutschen Bereich entschieden werden könnte: Deutschland boykottiert die TEILNAHME an der WM? Gerade wenn dies der amtierende Weltmeister machen würde, hätte dies doch genug politische Aussagekraft?

Entweder Sie stehen zu Ihren Aussagen und forcieren dann machbare sportliche Sanktionen - oder Ihr Vorschlag war nur heiße Luft, um das politische Sommerloch zu füllen?

mit freundlichen Grüßen,

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Köglmeier,

recht herzlich möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Nachricht vom Mittwoch, den 30. Juli 2014 bedanken, mit der Sie sich kritisch bezüglich meiner Infragestellung der Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2018 in Russland auseinander setzen. Prinzipiell gehe ich mit den Ansatz, Sport von der Politik zu trennen, konform. Allerdings hat auch dieser Ansatz seine Grenzen, vor allem dann, wenn es um massive Verstöße gegen das Völkerrecht geht. Hier gibt es meines Erachtens schwerwiegende Argumente, die dafür sprechen, die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Russland in Frage zu stellen.

Der Ostukraine-Konflikt hat mit dem vermutlichen Abschuss einer malaysischen Passagiermaschine, bei dem 295 Menschen starben, eine außerordentlich traurige und beklagenswerte Eskalation erreicht. Nach allem, was wir bisher wissen, müssen wir davon ausgehen, dass für diese schreckliche Tat prorussische Separatisten verantwortlich sind. Es ist meines Erachtens deshalb nicht hinnehmbar, Russlands gefährlichen Kurs in Europa mit der Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft auch noch eine werbewirksame Plattform zu liefern.

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion appelliert an die russische Regierung, endlich ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Die russische Regierung muss ihren Einfluss auf die Separatisten geltend machen, um eine Deeskalation der Lage im Osten der Ukraine insgesamt herbeizuführen. Allerdings bleiben alle Forderungen ohne den nötigen Druck ganz offensichtlich wirkungslos. Selbst die wirtschaftlichen Sanktionen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben den russischen Präsidenten Vladimir Putin bisher nicht dazu bringen können, von seinem unverantwortlichen Kurs abzulenken. Ein Verbot der sehr prestigeträchtigen Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland könnte meines Erachtens deshalb sehr wohl ein geeignetes Mittel sein, den Druck auf die russische Politik wirkungsvoll zu erhöhen.

Der Fußball-Weltverband Fifa muss dem russischen Präsidenten, Vladimir Putin, deutlich darlegen, dass die Anerkennung des internationalen Völkerrechts unabdingbare Voraussetzung für die Austragung der Fifa-Fußballweltmeisterschaft ist. Wenn Präsident Putin sich nicht an einen Mindeststandard des Völkerrechts hält, sollte die WM in einem anderen Land stattfinden. Meines Erachtens ist Russland unter diesen Umständen kein würdiger Gastgeber mehr.

Auch bin ich nicht der Meinung, dass der Sport, die Fans und die Fußballspieler die Leidtragenden sein sollten und die Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Fall komplett und ersatzlos ausfallen sollte. Deutschland hat mehrfach unter Beweis gestellt, dass es in der Lage ist, auf professionelle und gastfreundliche Art sportliche Großereignisse durchzuführen. Vor allem verfügen wir über moderne und attraktive Fußballstadien und eine hervorragende Infrastruktur. Deutschland wäre prädestiniert, bei dem Ausfall eines WM-Gastgebers kurzfristig einspringen zu können.

In der Hoffnung, Ihnen mit diesen Ausführungen weitergeholfen zu haben, verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Ihr

Stephan Mayer, MdB

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