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Stephan Jersch
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Frage von Christina J. •

Preisbremse für Öko-Nachtstrom-/Öko-Wärmestrom für Speicherheizungen denkbar?

Hallo Herr Jersch,
mein Vorschlag für eine gerechtere Behandlung von WärmekundInnen: eine Nachtstrom-/Wärmestrompreisbremse für Speicherheizungen separat erlassen und bei unter oder höchstens 20ct/kWh deckeln WENN ÖKOSTROM genutzt wird, besser auf gleicher Höhe deckeln wie die Gaspreispremse.
Wäre das in Ihren Augen denkbar?
Durch die bisherigen nicht ausgereiften Regelungen für NachtstromkundInnen kostet mich NachtWÄRMEÖKOstrom seit Anfang Januar weit ÜBER 40ct/kWh, in meinem Fall führt es zu einer Erhöhung um ca. 150% (!!!) der Heizkosten.
Vielen Dank vorab für Ihre Mühe.
Freundliche Grüße
Christina J.

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Sehr geehrte Frau J.,

Danke für Ihre Frage und Ihre Anregung. Meine Antwort hat umständehalber etwas länger gedauert und meine Suche nach belastbaren Fakten zu Nachstromheizungen in Hamburg ist leider erfolglos geblieben. Lediglich Zahlen für ganz Deutschland aus dem Jahr 2019 konnte ich finden. Bundesweit lag da der Anteil der mit Nachtspeicherheizungen geheizten Wohnungen bei 2,6 Prozent. Der Anteil für Hamburg dürfte allerdings niedriger liegen – ich selber habe bis 2014 mit Nachtspeicherheizung geheizt. Das erklärt aber auch, dass das Problem der Energiepreisexplosion zwar in vielen Bereichen angekommen ist, aber das Heizen mit Strom und die horrenden Stromkosten für diese Art der Wärmeerzeugung erst jetzt, durch erste Anfragen auch in der Verbraucherzentrale,  wahrgenommen wird.

Ihren Vorschlag für eine stärkere Strompreisbremse für Stromheizungen halte ich, mit Bauchschmerzen, für eine notwendige Übergangsmaßnahme um neben Pellet- und Ölheizungen auch hier für eine Entlastung zu sorgen. Ich kann nur spekulieren, warum Nachtspeicherheizungen in diesen nachträglichen Energiepreisbremsen nicht berücksichtigt wurden. Grundsätzlich muss es aber mittelfristig zu einer Umstellung der strombasierten Wärmeerzeugung zu anderen, effizienteren Formen kommen. Meine zuvor geäußerten Bauchschmerzen mit dem Vorschlag, der aber tatsächlich wohl der einzig schnelle und praktikable Vorschlag ist, möchte ich kurz erläutern. Tatsächlich ist die Preisbremse ja keine wirkliche Preisbremse, vielmehr wird ein Teil des Preises durch den Staat und damit mit Steuergeldern den Stromanbieterinnen und Stromanbietern bezahlt und nur ein Teil tatsächlich den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Rechnung gestellt. Die Preispolitik der Energiekonzerne lässt nicht viel Zweifel darüber zu, dass diese Art der Preisgestaltung nicht für eine kostenbasierte Preisgestaltung taugt.

Wir setzen uns weiterhin für eine andere Preisbremse ein, bei der ein Grundkontigent an Energie sehr günstig ist und der darüber hinausgehende Verbrauch durch seinen sehr viel höheren Preis dieses Kontigent querfinanziert. So werden Menschen nicht benachteiligt die bereits seit Jahren sparen und die geltende 80 Prozentgrenze für den Energieverbrauch deshalb nur schwer erreichen können. Gleichzeitig wird der Sparanreiz aufrechterhalten und der Anreiz für das Angebot günstigerer Energietarife. Das ist natürlich unter den gegebenen Regierungskonstellationen, ob in Berlin oder Hamburg, eine politische Forderung ohne die dazu notwendige Mehrheit in den Parlamenten. Daher kann ich, als kurzfristige Maßnahme und um die Finanzierbarkeit von menschenwürdigem Wohnen zu ermöglichen, Ihren Vorschlag für eine erweiterte und höhere Strompreisbremse als Lösungsmöglichkeit unterstützen. Das sollte allerdings einhergehen mit Förderprogrammen zur Umrüstung der Nachtspeicherheizungen auf andere Heizungsformen.

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Jersch

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