Frage an Stefan Wenzel von Raphael M. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Wenzel,
wie wollen sie nach dem Atomausstieg sicherstellen, dass genug Energie vorhanden ist?
Mit freundlichen Grüßen,
Raphael Margenfeld
Sehr geehrter Herr Margenfeld,
wir haben ein Grünes Energieszenario für Niedersachsen mit Ausblicken auf die Jahre 2020 bis 2050 erarbeiten lassen. Auf realistische Daten, machbare Schritte und verfügbare Technologien wurde dabei besonderer Wert gelegt.
Wir zeigen darin ganz praktisch, wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen kann, wenn wir möglichst rasch aus der Atomkraft aussteigen, auf neue Kohlekraftwerke verzichten und gleichzeitig die Klimaziele erreichen wollen.
Im Ergebnis zeigt unser Energieszenario einen Pfad vom fossil-atomaren "harten" Weg hin zum "sanften" Weg einer nachhaltigen Energieversorgung in den Bereichen Strom, Wärme und Energieverbrauch im Verkehr. Fazit: Das Ziel ist erreichbar, wenn alle Potentiale ausgeschöpft werden und wenn rasch mit der Umsetzung begonnen wird. Wir wollen, dass Niedersachsen Technologieführer bei energieeffizienter Umwelttechnologie wird, um die wirtschaftlichen Potentiale zu nutzen, Arbeitsplätze zu sichern und neue Arbeitsplätze in Zukunftsbranchen und beim Handwerk zu schaffen.
Die konservativen Annahmen des Szenarios lassen noch weitere Spielräume zu, beispielsweise bei der Solarthermie, beim Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung oder der Windkraft. Das gilt auch für Erfolge in der Forschung und Entwicklung.
Sie finden das ganze "Grüne Energieszenario für Niedersachsen bis 2020 und 2050" auf der Website der Grünen Niedersachsen www.gruene-niedersachsen.de . Hier einige wichtige Punkte vorweg:
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Durch konsequenten Einbau von Blockheizkraftwerken im Geschosswohnungsbau anstelle von Heizungsanlagen wird dezentral Strom erzeugt und gleichzeitig die Wärme genutzt. Die BHKW werden in den kommenden Jahren mit fossilem Gas und später mit Biogas versorgt. Dezentrale Anlagen zur Stromerzeugung werden zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengeführt, um Regelenergie für die Windkraft zu gewinnen. Ein HGÜ-Stromkabel zwischen Norwegen und Wilhelmshaven schafft die Möglichkeit, Windstrom mit Wasserkraftstrom zu tauschen, je nach Bedarf und Überschuss. Niedersachsen wird im Jahr 2020 aus Fotovoltaik 190 GWh gewinnen. In Biogasanlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung werden 3.300 GWh Strom erzeugt.
Insgesamt wird der Stromverbrauch in Niedersachsen durch Effizienzsteigerung und Einsparung bei Elektrogeräten, Pumpen und technischen Anlagen deutlich sinken. Der Stromverbrauch zu Heizzwecken wird massiv zurückgefahren.
Zukünftig ist ein Überschuss an regenerativ erzeugtem Strom zu erwarten. Damit können Strom und Wasserstoff auch für den Verkehr genutzt werden. Dieser klimaneutrale und schadstoffarme Fahrzeugantrieb sichert auch langfristig die Mobilität, die in den ländlichen Regionen Niedersachsens nicht immer und überall mit dem ÖPNV zu realisieren ist. Der Kraftstoffverbrauch für Fahrzeuge kann und muss deutlich gesenkt werden. Ein Tempolimit und leichtere Fahrzeuge lassen hier ebenso erhebliche Fortschritte zu, wie der verstärkte Antrieb mit Elektromotoren und einer optionalen Reichweitenverlängerung. Der Einsatz von Wasserstoff wird erst nach 2020 relevant, wenn genügende Strom aus Offshore-Windkraft vorhanden ist.
Mit unserem Energiekonzept kann Niedersachsen seinen Verpflichtungen zum Klimaschutz wirksam nachkommen. Bis 2020 sinken die CO2-Emissionen um knapp 20 Prozent und bis zur Jahrhundertmitte um über 50 Prozent. Aufgrund der hohen Windstromerzeugung bleibt Niedersachsen Stromexporteur. Wenn man den niedersächsischen Stromverbrauch anstelle der Erzeugung und den bundesdeutschen Strommix zugrunde legt, sinken die CO2-Emissionen noch deutlich stärker und kommen an das 80-Prozent-Ziel für 2050 heran.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Wenzel