Stefan Wenzel
Stefan Wenzel
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Georg W. •

Frage an Stefan Wenzel von Georg W. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Wenzel,

Sie sind energiepolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, daher an Sie folgende Frage zu Nachtspeicheröfen:

Beim Umbau vom Atomstrom zu regenerativen Energien, zu dem nach den jüngsten Ereignissen in Japan selbst CDU und FDP ihre Bereitschaft signalisieren, spielt die Windkraft eine zentrale Rolle. Von den Grünen habe ich im Bundestagswahlkampf 2009 gelesen, dass sie Windstrom in Elektroautos speichern wollen:

"Die Mobilität in Deutschland muss umgestellt werden. Elektro-Autos, die z.B. den "überflüssigen" Windstrom nachts speichern, könnten einen interessanten Baustein im Konzept der zukünftigen Energieproduktion, Energienutzung und Endergiespeicherung spielen."

(Quelle: http://gruene-erlangen.de/wahlen-2009/bundestagswahl/baeume/plakate/ )

Zu Zeiten der AKW-Höhenflüge propagierte man die Nachtspeicheröfen, um Strom in Form von Wärme zu speichern, der beim Rund-um-die-Uhr-Betrieb der AKW´s auch nachts anfiel. Die Nachtspeicherheizung-Technik ist inzwischen auch recht ausgereift. (Keine brummende Ventilatoren mehr, verbesserte Asbest-freie Isolierungen, bessere Dosierung des Gebläses etc.) Im AKW-Stromland Frankreich werden sehr viele Wohnungen mit Nachtspeicheröfen geheizt. (Windstrom statt Atomstrom für Nachtspeicheröfen, könnte auch dort den Umbau vorantreiben!)

Warum greifen die Grünen bei der Frage der Stromspeicherpotenziale nicht auf dieses bewährte Prinzip der Stromspeicherung in Nachtspeicheröfen zurück?

Das ist doch allemal besser, als den Leuten vorzumachen, im E-Wagen läge die Zukunft der Massenmobilität! Schließlich entsteht ein hohes Quantum an Ressourcenvergeudung schon allein beim Herstellungsprozess der E-Wagen. Dazu kommen jährlich Tausende von Todesopfern im Straßenverkehr. (In Deutschland sind schon viele den Auto-Verkehrstod gestorben im Vergleich etwa zur Zahl der AKW-Strahlentoten.) Die lautlosen E-Wagen bergen zudem eine zusätztliche Unfallgefahr, insbesondere für Menschen mit Sehbehinderungen und Blinde!

Stefan Wenzel
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Die Energieversorgung wird nur durch einen vollständigen Umbau von endlichen Brennstoffen auf erneuerbare Energien dauerhaft gesichert werden. Um künftig den Bedarf an Energiedienstleistungen zu decken, sind eine effizientere Energienutzung und die Überwindung von Verschwendung erforderlich. Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird.
Dabei kommt es darauf an, möglichst viel des erzeugten Stroms als höchstwertigem Energieträger für die Anwendungen zu reservieren, in denen er schwer oder überhaupt nicht ersetzbar ist (z. B. Elektromotoren für mechanischen Antrieb, Informationstechnik, Beleuchtung, Prozesswärme mit hohen Temperaturen wie z. B. Stahlkonverter oder Backstraßen).
In den von Ihnen als bewährt bezeichneten Nachtspeicheröfen hingegen würde wertvoller Strom im Verhältnis 1:1 in die niederwertige Energieform "warme Luft" umgewandelt, was einer effizienten Energienutzung widerspricht.
Hinzu kommt die vergleichsweise geringe Speicherkapazität von Nachtspeicheröfen, die in etwa dem Tagesbedarf am kältesten Tag des Jahres entspricht und damit nicht den künftigen Anforderungen der Langzeitspeicherung über Wochen oder gar Monate nicht standhält.

Im Straßen- und Schienenverkehr wird der Verbrennungsmotor mit der Endlichkeit der Vorräte an Erdöl und anderen fossilen Brennstoffen zum Auslaufmodell:
Die heutigen Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor können nur etwa 20 Prozent der im Treibstoff enthaltenen Energie als Antriebsenergie nutzen. Insofern sind mit erneuerbarem Strom betriebene Elektrofahrzeuge die aussichtsreichste Alternative. Akkubetriebene Elektrofahrzeuge kommen mit derselben Energiemenge deutlich weiter als heutige Kraftfahrzeuge.
Wenn innerhalb der nächsten 20 Jahre alle ohnehin zu ersetzenden Kraftfahrzeuge durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden, ist dies ohne zusätzlichen Ressourcenverbrauch machbar.
Die Lärmminderung durch Elektrofahrzeuge wird sich eher positiv auf die Gesundheit auswirken, den Unfallgefahren muss durch technische Lösungen, akustisch wie optisch, begegnet werden.

Was möchten Sie wissen von:
Stefan Wenzel
Stefan Wenzel
Bündnis 90/Die Grünen