Gibt es aktuell Forschung/Erkenntnisse dazu, wie Radwege gebaut werden können, dass sie ökologisch möglichst verträglich, aber dennoch für Radfahrer angenehm zu benutzen sind.
Das Ziel möglichst viele sichere Radwege zu bauen, die aber nicht unbedingt alle asphaltiert sein müssen, halte ich für die Verkehrswende für enorm wichtig. Nach meinem Eindruck gibt es hier enorme Qualitätsunterschiede und es scheint mir nicht systematisch nach dem besten Radwege-Aufbau gesucht zu werden. Viele Radwege, gerade hier in Schwabach, verwandeln sich nach nur wenig Regen in eine Schlammwüste oder es sammelt sich nach einem Starkregenfall eine große Menge Schotter, in der man als Radfahrer keine Kontrolle mehr über das Rad hat. Auch bei Waldwegen wird oft eine Menge an Splitt oder Schotter aufgetragen, was sogar das Spazierengehen unangenehm macht. Ist es tatsächlich so schwierig gute Radwege zu bauen, fehlt es hier an Wissen?
Liebe Frau. L., leider ist mir Ihre Frage in der Wahlkampfhektik durchgerutscht und ich habe sie jetzt erst wiederentdeckt - sorry! Ich habe mich aber inzwischen erkundigt und dazu recherchiert - hier nun meine späte Antwort:
Wichtige Faktoren beim Radwegebau sind Verkehrssicherheit, angenehme Befahrbarkeit, Rollwiderstand und Pflegeaufwand. Eine Deckschicht aus Asphalt ist offenbar die optimale Lösung. Weitere feste Untergründe wären Beton, wo aber Längs- und Querrillen auftreten können, oder Betonsteinpflaster, was aber einen hohen Pflegeaufwand hat. Splitwege, so wie sie bspw. entlang des Main-Donau-Kanals verlaufen, sind prinzipiell gut, aber aufgrund der Staubentwicklung führt das zu einem erhöhten Verschleiß an Fahrradketten und Schaltungen.
Aber natürlich ist es wenig sinnvoll, insbesondere in Wald und Flur, für Freizeitradfahrende Asphaltwege zu bauen. Insofern kommt der Pflege der Radwege eine hohe Bedeutung zu. Schlaglöcher, Schlamm, Wasserpfützen sind unschön. Die „Pflege“ mit sehr grobem Schotter ist dabei ein Ärgernis, das ich gut nachvollziehen kann. Es wäre die Aufgabe der kommunalen Ebene (Gemeinde-, Stadt-, Kreisräte), darauf zu drängen, dass die Bauhöfe sensibler mit der Pflege ihrer Freizeitwege umgehen und sich hier mehr Gedanken machen. Insbesondere eine nachträgliche Verfestigung aufgebrachten Materials - im Optimalfall Feinschotter/Splitt - wäre dringend erforderlich. Das ist natürlich mit erhöhtem Personalaufwand verbunden. Damit ist es wieder eine politische Entscheidung mit der Frage, was „uns eine gute fahrradtaugliche Infrastruktur wert ist“.
Ich denke nicht, dass es Wissen fehlt. Es ist eher so, dass der Fahrradtauglichkeit einfach keine so hohe Bedeutung zugemessen wird. Das ist aus meiner Sicht schade, lässt sich aber ändern mit anderen Mehrheiten in den Gremien. Auch der Freistaat könnte hier mit entsprechenden Empfehlungen sicherlich mehr tun. Dafür braucht es aber wohl noch mehr Druck von Seiten der FahrradfahrerInnen, des ADFC und überhaupt der gesamten Öffentlichkeit. Auch in den Medien ist das Thema leider nicht so präsent wie wir uns das wünschen würden. Meine Erfahrung als Stadträtin in Schwabach ist leider so, dass die CSU mit ihrer Mehrheit (gemeinsam mit Freien Wählern und FDP) alle Anträge kategorisch ablehnt, die die Situation fürs Fahrrad verbessern würden. Hier gibt es noch verdammt viel zu tun neben der guten Instandhaltung der vorhandenen Wege.
Damit hoffe ich, Ihnen weitergeholfen zu haben und wünsche Ihnen alles Gute auf dem Fahrrad,
Ihre Sabine Weigand