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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
SPD
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Frage von Mareike S. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Mareike S. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrte Frau Bätzing!

Im Vorab: Ich gehöre nicht zu denen die Verbote unterstützen oder wie Politiker die diese gerne medienwirksam bei konservativen Wählern nutzen was mich längst zur liberalen FDP wechseln liess.

Verbote sind wie sonst in leinem anderen Land ja richtig in wie u.a. Rauchverbot, Verbote in den Medien (insb. Internet hinter dem Vorwand Jugendschutz) was Nutzer und Betreiber längst ins Ausland gedrängt hat), PC Spiele bzw. laut Politik Killerspiele, Glückspiel Verbot, Filme aus dem Genre (Action, Horror.) usw!!
Dank Internet kann man aber diese glücklicherweise im toleranten Ausland ordern was auch der Grund ist das sich kein grösserer Protest in der Bevölkerung breit macht.

Was ich nie lese oder höre ist das sich die Politik für härtere Regeln in Sachen Alkohol einsetzt. Hier einige Beispiele:

- Heute las ich einen Werbeflyer im Netz: " Flatrate in der Disco XXX" - 10 Euro Eintritt - Getränke und saufen ohne Ende
- kein Land der Welt neben Russland hat mehr alkoholabhängige Jugendliche als DE
- allein im Kreis München werden pro Woche an Wochenenden knapp 100 Jugendliche wegen Alkoholvergiftung ins KH eingeliefert
- kein Land toleriert so offen den Umgang mit dieser Droge
- kein Land erlaubt so eine Offensive in der Werbung. Selbst im Nachmittagsprogramm (MTV) wird für Wodka geworben

Selbst im liberalen Holland gilt ein Werbeverbot das DE seit Jahren umgeht bzw. nicht einhält.

Warum hört man da nichts, - grade von Ihnen als "Drogenbeauftragte" - das hier mal härtere Regeln gefordert werden.
Ist die Spirituosen Lobby so gross ? Sind die Steuereinnahmen wichtiger oder hat man generel in Berlin die Einstellung wie Beckstein der kurz vor seiner Abwahl andeutete besser saufen als spielen ?

http://www.derwesten.de/nachrichten/games/2008/9/11/news-76122275/detail.html

Irgendwie ist diese Toleranz zu dieser harten Droge mit all den unsinnigen Verbotsorgien nicht mehr zu verstehen.

Würd mich über Ihre Meinung hierzu sehr freuen.

Hochachtungsvoll

mareike S.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Schrobenhauser,

Ihrer Behauptung, ich würde nichts gegen die Alltagsdroge Alkohol unternehmen, widerspreche ich ausdrücklich.
Mehr als 9,5 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form und überschreiten regelmäßig die empfohlenen Konsumgrenzen. Etwa 1,3 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig. Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 70.000 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums. Die volkswirtschaftlichen Folgen für die Gesellschaft, die durch Alkoholkonsum entstehen, werden auf 20 Milliarden Euro geschätzt.

Die Reduzierung des Alkoholkonsums ist daher ein wichtiges gesundheitspolitisches Ziel der Bundesregierung.

Zur Zeit erarbeite ich ein Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention". Dazu hat der Drogen- und Suchtrat Vorschläge beschlossen. Diese Empfehlungen können Sie bei Interesse auf meiner Homepage www.drogenbeauftragte.de finden. Welche der vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden, ist Teil eines Abstimmungsprozesses, dessen Ausgang ich in den nächsten Monaten erwarte.

Ich als Drogenbeauftragte der Bundesregierung setz auch in der Alkoholpolitik auf einen Policy-Mix, welcher die vier Säulen der Drogen- und Suchtpolitik wie Schadensreduzierung, Beratung/Behandlung/Rehabilitation, Prävention und Angebotsreduzierung umfasst.

Da mehr als 9,5 Millionen Menschen in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form konsumieren und die empfohlene Konsummenge regelmäßig überschreiten, lege ich den Fokus im Rahmen der Suchtpolitik der Bundesregierung auf präventive Maßnahmen. Ich bin der Auffassung, dass es im Interesse der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes unbedingt erforderlich ist, über die Folgen des Konsums von Alkohol aufzuklären.

Hinsichtlich des riskanten Alkoholkonsums richten sich im Sinne präventiver Drogenpolitik auf Bundes- und Landesebene verschiedene Kampagnen, wie „Bist du stärker als Alkohol?“, "NA TOLL!" oder „Alkohol. Irgendwann ist der Spaß vorbei“ bzw. „Lieber schlau als blau“ insbesondere an jugendliche Konsumenten, deren teilweise maßloser Alkoholkonsum Anlass zur Sorge bereitet. Auch meine vorletzte Jahrestagung im Oktober 2007 stand unter dem Thema "Voll drauf - Neue Formen jugendlichen Alkoholkonsums". Nach meiner Auffassung muss der Jugendschutz in Deutschland effektiver durchgesetzt werden. Kinder und Jugendliche müssen besser vor alkoholbedingten Gesundheitsschäden und Suchtgefahren geschützt werden.

Dies gilt auch für Maßnahmen, die die erwachsene Bevölkerung ansprechen sollen. Eine entsprechende Kampagne ist "Alkohol- Verantwortung setzt die Grenze!", die den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zum Ziel hat.

Zentrale Ziele einer Strategie zur Vermeidung alkoholbedingter Problematiken sind die Senkung des Pro-Kopf-Verbrauchs auf ein gesundheitlich unbedenkliches Niveau und die Reduzierung der Trinkereignisse mit exzessivem Alkoholkonsum. Mittelfristig ist eine Reduzierung des durchschnittlichen Konsums von reinem Alkohol pro Jahr in der Allgemeinbevölkerung anzustreben.

Aber auch Preisregulierungen können in bestimmten Fällen insbesondere für die Gruppe der Jugendlichen erfolgreich sein. So tranken vor der Erhebung der Sondersteuer auf Alkopops im August 2004 28 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal im Monat spirituosenhaltige Alkopops. Nach der Einführung des Alkopopsteuergesetz, wonach alkoholhaltige Süßgetränke einer Sondersteuer unterliegen, sank die Zahl der Konsumenten auf 16 Prozent und hat sich etwa halbiert. Die Jugendlichen nannten als Hauptgrund für diese Entwicklung die Preiserhöhung und die breite Diskussion um Alkopops.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Bätzing

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