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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
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Frage von Peter L. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Peter L. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bätzing,
zunächst ein "Danke" für die recht zügige Antwort. Nicht jeder Ihrer Kollegen antwortet so schnell, manche gar nicht.
Dass die AA auf Zuschüsse verzichten, ist mir bekannt. Ich bin selbst aktiv in einer SHG tätig, bin auch selbst Alkoholiker und sehe daher, dass viele Maßnahmen zwar auf dem Papier stehen, aber letztendlich nicht umgesetzt werden. Warum wird der Verkauf von Alk nicht stärker kontrolliert und warum werden nicht härtere Strafen ausgesprochen bei Missachtung der bestehenden Gesetze?
Wenn ich sehe, dass 15-16-jährige sich mit hochprozentigen Spirituosen vollschütten, brauchen wir keine strengeren Regeln oder strengere Gesetze, es müssen nur die bestehenden umgesetzt werden. Jedes Kind, jeder Jugendliche, der mit der einer Alk-Vergiftung im KH eingeliefert wird, hat einen "Dealer" gehabt. Warum wird nicht mit der gleichen Konsequenz gegen Alk-Dealer vorgegangen wie gegen Drogendealer?
Etwas anderes Thema, aber auch nicht unwichtig: Wie werden auch die Kinder von Alkoholikern und die Angehörigen (Stichwort Co-Abhängigkeit) gefördert und welche Hilfeleistungen können sie erwarten? In den meisten Fällen wird hier die "Verantwortung" für die Hilfe auf Selbsthilfegruppen "abgeschoben". Welche konkreten Maßnahmen sind hier geplant?
In letzter Zeit muss selbst die Werbung für die Teilnahme am Lotto mit einem Warnhinweis auf das Suchtpotenzial versehen werden. Werbung für Alkohol wird nach wie vor ohne den geringsten Hinweis gesendet oder gedruckt.
Bei Tabakwaren hats geklappt. Kein HB-Männchen mehr, kein Geschmack mehr nach Freiheit und Abenteuer - nur die Bacardi-Insel ist nach wie vor unantastbar....
Warum? Wehrt sich die Industrie so sehr dagegen? Bei den Tabakwaren waren es ja zum großen Teil US-amerikanische Konzerne, die betroffen waren. Spielt hier bei dem Zurückschrecken vor einem konsequenten Verbot der Werbung eine Rolle, dass die deutsche Industrie betroffen sein könnte?

Mit freundlichen Grüßen

Peter Lassen

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Lassen,

ich freue mich über Ihren Dank und möchte diesen gern zurückgeben, denn ich empfinde Ihre Arbeit bei den Anonymen Alkoholikern als wichtig und dankenswert!

In seiner Sitzung am 09. Juni 2008 hat der Drogen- und Suchtrat Empfehlungen für ein Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention beschlossen, das auf der Website www.drogenbeauftragte.de abrufbar ist. Zu den darin aufgeführten Maßnahmen zählen auch die von Ihnen angeregten Werbebeschränkungen oder Warnhinweise. Ob und in welchem Umfang einzelne Maßnahmen Umsetzung finden werden, ist Gegenstand eines Abstimmungsprozesses, dessen Abschluss nicht vor dem Herbst diesen Jahres zu erwarten ist.

Mit Ihrer Frage zu Co-Abhängigkeit von Kindern aus suchtbelasteten Familien sprechen Sie ein auch für mich sehr wichtiges Thema an. In Deutschland wachsen etwa 2,7 Millionen Kinder in suchtbelasteten Familien auf. Nach heutigem Kenntnisstand tragen diese Kinder, deren Kindheit häufig von psychischen Störungen überschattet ist, auch ein großes Risiko, selbst später eine Suchtstörung zu entwickeln. Bisher sind die Vorgehensweisen der in verschiedensten Bereichen, wie Familien-, Jugend- oder Suchthilfe angesiedelten Hilfen zur Unterstützung dieser Kinder sehr heterogen.

Bereits im Dezember 2003 wurden auf einer in Kooperation des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) organisierten Fachtagung "Familiengeheimnisse - wenn Eltern suchtkrank sind und die Kinder leiden" Eckpunkte zur Verbesserung der Situation von Kindern aus suchtbelasteten Familien definiert. Eine vom BMG geförderte und im vergangenen Jahr veröffentlichten Metastudie "Arbeit mit Kindern und deren suchtkranken Eltern" diente der Übersicht über Erfolg versprechende Arbeitsansätze und Standards für unterstützende Maßnahmen, die sich an Kinder aus suchtbelasteten Familien richten. Darauf aufbauend hat das BMG in einem Interessenbekundungsverfahren zum Thema "Modulares Präventionskonzept für Kinder aus suchtbelasteten Familien" Fördermittel zur Erarbeitung eines praktikablen Präventionskonzepts für "Kinder suchtkranker Eltern" bereitgestellt. Besonders hervorzuheben sind die erforderliche Anpassung des zu erarbeitenden Konzeptes an unterschiedliche Rahmenbedingungen in der Praxis sowie die Berücksichtigung verschiedener Altersgruppen von Kindern. Auf der Website des Bundesministeriums für Gesundheit www.bmg.de haben Sie Gelegenheit, sich näher zu den einzelnen Studien zu informieren.

Nicht weniger wichtig als das fachlich getragene Engagement der mit und für unsere Kinder tätigen Erzieher, Lehrer, Ärzte, Sozialarbeiter oder Psychologen ist aus meiner Sicht das zwischenmenschliche Engagement durch Freunde oder Nachbarn im sozialen Umfeld problembelasteter Familien. Als die schwächsten Glieder der Gesellschaft bedürfen Kinder unserer besonderen Fürsorge und Zuwendung, gerade für sie ist unser "Hinsehen" besonders wichtig. Ein wichtiger Teil unserer dem Wohl der Kinder dienenden Bemühungen sollte auch in der Ermutigung und Unterstützung suchtkranker Eltern bei der Wahrnehmung ihrer Elternverantwortung liegen.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Bätzing

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