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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
SPD
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Frage von Guido F. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Guido F. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bätzing,

in
Ihrer Antwort an Herrn Schwab verteidigen Sie das Cannabisverbot als geeignetes Mittel, den Konsum zu unterbinden.

Wodurch allerdings kommen Sie zu dem Schluss, der scheinbare Rückgang in der 30-Tage-Prävalenz des Cannabiskonsums in der Altersgruppe 18-64 Jahre, von 2,8% (2000/2001) auf 2,2% (2006), sei durch das Cannabisverbot hervorgerufen?
Das Cannabisverbot existierte doch bereits vor und auch während des genannten Zeitraums und wurde nicht erst neu eingeführt.
Könnte es nicht auch andere mögliche Faktoren für einen Rückgang geben?

Sie äußern in der Antwort an Herrn Schwab auch, dass Sie Cannabis für keine harmlose Droge halten.
Halten Sie Alkohol für eine harmlose Droge?

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) gibt für 2006 an, dass in der Altersgruppe 18-64 Jahre, 5,9 Mio. Bundesbürger (entspricht 11,4%) täglich in gesundheitsschädlichem Maße Alkohol tranken. 1,3 Mio. (2,4%) sind sogar abhängig vom Alkohol. Diese Abhängigen habe 6-7 Mio. direkt betroffene Angehörige. Beinahe 74.000 Menschen starben im Jahr 2003 durch übermäßigen Alkoholkonsum allein oder in Verbindung mit Tabakkonsum (Quelle: DHS). Der volkswirtschaftliche Schaden durch Alkohol beläuft sich auf ca. 40 Milliarden Euro jährlich.
Derzeit konsumieren also 2,2% der Deutschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren mindestens einmal im Monat Cannabis, während mindestens 18% ihrer Altersgenossen täglich(!) in riskanter Menge Alkohol trinken (Quelle: DHS).

Da Frage ich mich, welche objektiven Kriterien Sie ansetzen, um die Gefährlichkeit einer Droge zu bewerten.

Ist nicht der gesundheitliche und gesellschaftliche Schaden, der durch Alkohol verursacht wird, um ein Vielfaches Größer als der Schaden durch Cannabis?

Warum verhält sich der Gesetzgeber im Umgang mit Drogen so doppelmoralisch und wann werden Sie sich endlich für ein generelles Alkoholverbot einsetzen?

Schließlich sind Verbote doch so sinnvoll.

Mit freundlichen Grüßen
Guido Friedewald

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Friedewald,

bei nochmaliger Lektüre meiner an Herrn Schwab gerichteten Antwort werden Sie feststellen, dass ich die von Ihnen vermutete Schlussfolgerung nicht gezogen habe. Leider wird in der Diskussion zu oft vergessen, dass die Drogenpolitik der Bundesregierung hinsichtlich jedes der einzelnen Suchtstoffe durch einen Policy-Mix aus Prävention, Therapie, Überlebenshilfe und Angebotsreduzierung geprägt ist.

Das von Ihnen mit so eindrucksvollen Zahlen illustrierte Problem riskanten Alkoholkonsums schätze auch ich als hoch brisant ein. Ich habe es daher in den Fokus meiner Tätigkeit als Drogenbeauftragte der Bundesregierung gestellt. So war die letzte Jahrestagung der Drogenbeauftragten dem Thema "Voll drauf - neue Formen jugendlichen Alkoholkonsums?" gewidmet und mit der unter meiner Schirmherrschaft stehenden Suchtwoche "Alkohol - Verantwortung setzt die Grenze!" wurde ein wirksames Zeichen gesetzt, für dessen Fortführung ich mich engagiere. Sicher werden auch Sie es begrüßen, wenn erfolgreiche Modellprojekte wie "FreD - Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten" oder "HaLT - Hart am LimiT" eine erfolgreiche bundesweite Implementierung erfahren.

Der Drogenkonsum insbesondere durch Jugendliche stellt ein ernst zu nehmendes gesellschaftspolitisches Problem dar. Um aus einer meiner Antworten zu zitieren: "Man sollte mit dem Verweis auf die Gesundheitsrisiken durch Tabak oder Alkohol nicht von den Risiken des Cannabiskonsums ablenken."

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Bätzing

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