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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
SPD
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Frage von Sabine S. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Sabine S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bärzing,

Ich wende mich an sie weil sie zur Zeit den Posten der Drogenbeauftragten haben.

Kurz zu mir :
Ich bin 27 jahre alt, arbeite in einer Rechtsanwaltskanzlei und habe eine 2 jährige Tochter. Mein Mann ist 30 Jahre alt und ist ebenfalls Berufstätig (im öffentlichen Amt).

Mein Mann und ich konsumieren gelegentlich Cannabis aus ideologischen Gründen. Der Konsum von Cannabis ist in Deutschland nicht verboten, das wissen sie. Wir haben nie was erworben denn das kann sich weder mein Mann noch ich aus beruflichen gründen leisten.

Ich wende mich an sie da mein Mann einer von den 90 betroffenen ist die im leipziger Krankenhaus behandelt werden. Mein Mann hat eine schwere Bleivergiftung. Man kann davon ausgehen das er schwere Folgeschäden davon tragen wird.

Sie wissen seit fast einem halben Jahr das kontaminiertes Gras im Umlauf ist und haben es ihren Mitbürgern verschwiegen. Es gab keine öffentlichen Warnungen wie in England, Niederlande und Frankreich. Da der Konsum von Cannabis nicht strafbar ist verstehe ich nicht das sie untätig geblieben sind.

Sie sind als Drogenbeaufragte dafür verantwortlich das die Schäden die Drogen anrichten so gering wie möglich bleiben und nicht um ihre Ideologie von einer Drogenfreien Welt zu träumen.

Im besten Fall wird mein Mann lebenslang Medikamente nehmen müssen, im schlimmsten Fall wird er bald sterben. Was soll ich unserer Tochter irgendwann erzählen ?

Das unsere Regierung es kontraproduktiv findet, Warnungen die das Volk schützen, rauszugeben ?

Ich persönlich bin so verbittert das wir in unserer Demokratischen Welt so was passiert und das ganze ohne eine Reue der Politiker.

Am Gammelfleischskandal ist keiner gestorben und trotsdem war der tumult groß. Da es aber hier nur um 4 Mio. gelegentliche Cannabiskonsumenten geht ist das zu vernachlässigen ?

mit verbitterten Grüssen

Sabine

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Schneider,

für die von Ihnen geschilderte persönliche Tragödie möchte ich Ihnen mein Mitgefühl aussprechen. Ich hoffe mit Ihnen auf eine Genesung Ihres Mannes. Die in Leipzig bekannt gewordenen Fälle von mit Blei verunreinigtem Cannabis stellen eine neue Dimension der Gesundheitsgefährdung beim Konsum von Cannabis dar, die mir große Sorgen bereitet. Jede durch den Konsum von Drogen verursachte individuelle physische oder psychische Beeinträchtigung bis hin zu den jährlich mit dem Drogenkonsum in Zusammenhang stehenden Todesfällen ist nicht nur eine Zahl, sondern Teil eines persönlichen Leids, das sich im Umfeld der Betroffenen fortsetzt. Gerade darum ist es mir in meiner Arbeit als Drogenbeauftragte der Bundesregierung besonders wichtig, die Prävention zu stärken und durch Aufklärung zu einer langfristig wirksamen gesellschaftlichen Bewusstseinsänderung im Umgang mit Suchtmitteln beizutragen.

Nicht immer ist es dem Einzelnen möglich, sein Leben bewusst so zu gestalten, dass weder ihm selbst noch anderen Schaden zugefügt wird. Hier ist es Aufgabe des Staates, so wie aktuell mit dem Jugendschutzgesetz oder der Gesetzgebung zum Nichtraucherschutz geschehen, regulierend einzugreifen. Für die Verwendung vieler Substanzen mit Suchtpotential wurden Restriktionen festgelegt. So sind unerlaubter Besitz, Anbau sowie Inverkehrbringen und Erwerb von Cannabis grundsätzlich strafbar (§ 29 Abs. 1 Betäubungsmittelgesetz). Diese Einschränkungen beruhen auf weltweit einheitlichen Einschätzungen zu den Gefahren des Cannabiskonsums, die auch in den drei Internationalen Suchtstoffübereinkommen zum Ausdruck kommen.

Obwohl ich für Ihre Verbitterung Verständnis habe, weise ich darauf hin, dass Ihr Vorwurf unzutreffend ist, "dass unsere Regierung es kontraproduktiv findet, Warnungen die das Volk schützen, rauszugeben". Die Bundesregierung warnt permanent vor den Folgen des Cannabiskonsums. Ich selbst weise bereits seit einiger Zeit auf meiner Homepage und in zahlreichen Antworten auf Bürgeranfragen zusätzlich auf mögliche Verunreinigungen von Cannabis und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit hin. Auch in Leipzig haben Stadt und Polizei Warnungen vor kontaminiertem Cannabis ausgesprochen. Wie das britische Department of Health vertritt auch die Bundesregierung die Auffassung, dass eine geeignete Strategie, die gesundheitlichen Risiken des Konsums von verunreinigtem Cannabis zu vermeiden, darin besteht, auf den Konsum von Cannabis überhaupt zu verzichten. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung berät im Internet unter www.drugcom.de anonym und bietet dort eine Online-Begleitung während der Cannabisentwöhnung oder -reduzierung an (Ausstiegsprogramm: Quit the shit).

Es macht mir Sorge, dass viele Bürgerinnen und Bürger unseres Landes in Cannabis noch immer eine "harmlose" Droge sehen und sich für dessen Legalisierung einsetzen. Nach dem Epidemiologischen Suchtsurvey 2006 sind in Deutschland ca. 600.000 Menschen im Alter zwischen 19 und 64 Jahren gemäß den Diagnosekriterien der DSM IV entweder cannabisabhängig oder haben gravierende Probleme durch den Cannabiskonsum (Missbraucher). Damit im Zusammenhang steht, dass die Beratungs- und Behandlungsangebote im ambulanten Bereich zunehmend wahrgenommen werden. Allein bei den Sucht- und Drogenberatungsstellen stieg die Zahl derer, die wegen ihres Cannabiskonsums Hilfe suchten, von 2001 bis 2005 um mehr als 120%. auf nun etwa 18.000 Personen jährlich. Hochgerechnet befinden sich bundesweit bereits ca. 28.000 Cannabiskonsumenten in Behandlung. Darüber hinaus besteht unverändert der begründete Verdacht, dass der Konsum von Cannabis dazu beiträgt, Psychosen auszulösen. Unklar ist, ob dazu bereits ein einmaliger Konsum von Cannabis ausreicht. Mich erreichen zahlreiche Schreiben von Eltern und Angehörigen von Cannabiskonsumenten, die durch den Konsum von Cannabis gravierende und langfristig wirkende psychische Beeinträchtigungen erlitten haben. Aus all diesen Gründen warne ich als Drogenbeauftragte der Bundesregierung grundsätzlich vor dem Konsum von Cannabis und engagiere ich mich dazu für die Förderung einer Reihe von Modellprojekten zur Beratung und Behandlung von Cannabisabhängigen und -missbrauchern (Fred, Incant, Realize it, Candis, etc.).

Als Drogenbeauftragte ist es mir wichtig, durch Aufklärung unterstützend zu individueller Bewusstseinsänderung beizutragen. Gerade was den Konsum von Cannabis angeht, haben sowohl ich als auch meine Vorgängerin, Frau Caspers-Merk, frühzeitig auf die mit dem Konsum einhergehende Gefahren hingewiesen. Grundsätzlich vertraue ich auf die Fähigkeit jedes Einzelnen, im Rahmen seiner persönlichen Freiheitsrechte sein Leben bewusst so zu gestalten, dass er weder sich selbst noch anderen Schaden zufügt. Letztlich aber trägt jeder Einzelne die Verantwortung für sein Leben selbst. Nicht allein der Staat oder die Drogenbeauftragte sind "dafür verantwortlich, dass die Schäden, die Drogen anrichten, so gering wie möglich bleiben".

Suchtprobleme bedeuten individuelle Tragödien für die Betroffenen und deren Angehörige, zugleich belasten sie die Gesellschaft und deren Sozialsysteme als Ganzes. Die Bekämpfung der Drogenproblematik ist daher sowohl eine Herausforderung für den suchtkranken Menschen als auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Bätzing

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