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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
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Frage von Margot Elisabeth S. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Margot Elisabeth S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bätzing,

in der WDR „markt“ vom 20.8.2007 erwägen Sie ein Plakat-Werbeverbot für Zigaretten, sollte sich die Tabakindustrie nicht an ihre Selbstverpflichtung in Sachen Jugendschutz halten. - Dass sie das nicht tut, zeigt das Riesenplakat auf einer Litfaßsäule mitten im Wohngebiet neben einer U-Bahnstation: eine vertikal abgebildete Zigarette, direkt darauf eine Zigarettenschachtel „Lucky Strike“, und darüber steht in großen Buchstaben „Heiss am Stiel“. Hiermit wurden vor etwa 3, 4 Wochen Kinder und Jugendliche gezielt beworben! Wie lange noch wollen Sie schützend die Hand über die Tabaklobby halten, anstatt über unsere Kinder?

Und bitte sagen Sie mir, warum Kinder in Privatwohnungen und im Auto mit dem hochgiftigen Tabakrauch eingequalmt werden dürfen. Würden Kinder (und ebenso Erwachsene) gezwungen, übel riechende, vergiftete Speisen zu essen, würden die Täter zu recht wegen Nötigung und Körperverletzung verurteilt werden. Würden Eltern darauf bestehen, auch weiterhin ihre Kinder zu vergiften, würde man die Kinder schnellstens in Obhut nehmen und vor ihren sadistischen (oder geistesgestörten) Eltern retten.

Warum wird diese Folter - Frau Bätzing, und das IST Folter - damit begründet, dass diese Tat in der Privatwohnung begangen wird? Eltern dürfen in der Privatwohnung zwar nicht prügeln, aber ihre Kinder mit vergifteter Atemluft quälen und schlimmstenfalls töten?

Soll das bedeuten: Wenn derart vergiftete Kinder am eingeatmeten Tabakqualm versterben, dann haben sie eben Pech gehabt? Und die jährlich ca. 60 an Tabakqualm verstorbenen Babys, die nachweislich einen hohen Anteil Cotinin in Blut, Urin und Haaren aufweisen, haben eben Pech gehabt? Vielleicht sind sie ja auch selbst Schuld: Was sind sie auch Kinder bei Rauchern! Hätten sich diese Dummerchen doch nichtrauchende Eltern ausgesucht, dann wäre ihnen diese Folter schließlich erspart geblieben!

Frau Bätzing, ich verstehe es einfach nicht.

Mit freundlichem Gruß
Margot Elisabeth Siebert

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Siebert,

die Reduzierung des Rauchens und ein verbesserter Schutz von Nichtrauchern vor Gesundheitsgefährdungen durch Passivrauch ist ein wichtiges gesundheitspolitisches Ziel der Bundesregierung.

Der Bundestag hat in den vergangenen Jahren verschiedene Gesetze verabschiedet, die die Tabakwerbung einschränken, so zum Beispiel durch das Verbot der Werbung für Tabakprodukte im Kino vor 18 Uhr und das vollständige Werbeverbot in Zeitungen und Zeitschriften, das seit dem 01.01.2007 gilt. Durch die Tabakprodukteverordnung wurden Warnhinweise über mögliche gesundheitliche Folgen des Rauchens auf Zigarettenpackungen und über den Nikotin-, Teer- und Kondensatgehalt obligatorisch. Aktuell habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die Indendanten der Fernsehsender für eine Verringerung der Rauchereignisse in Film und Fernsehen zu gewinnen. Darüber hinaus hat sich die Tabakindustrie einer Selbstverpflichtung unterworfen. Die Überprüfung der Einhaltung dieser Selbstverpflichtung bedarf einer umfassenden Analyse. Ich stehe zu meiner Aussage, dass bei Nicht-Einhaltung der Selbstverpflichtung durch die Tabakindustrie ein Plakat-Werbeverbot für Zigaretten in Erwägung zu ziehen ist.

Ich pflichte Ihnen bei, dass Menschen, die in Anwesenheit von Kindern in geschlossenen Wohnräumen oder bei einer gemeinsamen Autofahrt rauchen, diesen Kindern durch den Zwang zum Passivrauchen Schaden zufügen. Es ist seitens der Bundesregierung jedoch nicht geplant, das Rauchen in Privatwohnungen oder im Auto - auch zu Zwecken des Nichtraucherschutzes - gesetzlich zu untersagen. Die Unverletzlichkeit der eigenen Wohnung stellt ein grundgesetzlich garantiertes, hohes Rechtsgut dar. Vielmehr sieht es die Bundesregierung als ihre Aufgabe an, mit der Förderung von Modellprojekten zur Rauchentwöhnung oder speziellen Aufklärungskampagnen die Raucher für die Folgen ihres Verhaltens zu sensibilisieren und zu einem Umdenken zu bewegen. Ich würde es mir wünschen, dass im Rahmen derartiger Aufklärungskampagnen produzierte TV-Spots wie "rauchfrei!: Kinder rauchen mit" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung häufiger im Fernsehen zu sehen wären.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing

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