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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
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Frage von Bernd P. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Bernd P. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bätzing,

Ich bin zufällig auf Ihre Antwort an Herrn Geiger gestoßen. Darin erwähnen Sie: "Die Vertragsparteien haben darin anerkannt, "dass wissenschaftliche Untersuchungen eindeutig erwiesen haben, dass Passivrauchen Tod, Krankheit und Invalidität verursacht" (Art. 8 FCTC)."

Als Wissenschaftler kann ich mit einer solchen Aussage nicht einig gehen. Entweder haben "wissenschaftliche Untersuchungen eindeutig erwiesen, dass", dann handelt es sich um ein nachvollziehbares Fakt und bedarf keiner Vereinbarung. Vereinbarungen sind politische Akte und haben mit Wissenschaft nichts zu tun.
Ist man sich bei der WHO vielleicht bewusst, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis sondern nur einen Konsens (auch ein politischer Akt) gibt? Will die WHO vielleicht vermeiden, dass man ihr ihre eigene Studie von 1998 (immerhin die bisher umfangreichste Studie in Europa) vorhält, deren Ergebnisse statistisch nicht signifikant sind?
Das Ganze erinnert an Galileo Galilei, der auch durch Konsens gezwungen wurde, die Welt weiterhin als Scheibe zu betrachten.

Wollen Sie wirklich die Wissenschaft politisch vereinnahmen?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Palmer,

Ihre Frage, ob ich "die Wissenschaft wirklich politisch vereinnahmen will", kann ich mit einem eindeutigen "Nein" beantworten. Als Wissenschaftler haben Sie möglicherweise selbst bereits erlebt, dass die voneinander abweichende Interpretation von Forschungsergebnissen im Rahmen einer wissenschaftlich basierten Debatte innerhalb der interessierten Fachgemeinschaft durchaus nichts Ungewöhnliches ist. In solchem Widerstreit der Meinungen setzt sich die wissenschaftlich evidente These durch. Der Nachweis negativer Folgen des Passivrauchens wurde nicht nur vom DKFZ geführt.

Ich stimme Ihrer Darlegung zu, dass Vereinbarungen Konsens definieren. Politische Vereinbarungen, wie die "Framework Convention on Tobacco Control" (FCTC) sind Ausdruck von politischem Konsens. Sie haben insofern mit der Wissenschaft zu tun, als sie sich auf wissenschaftlich fundierte Thesen stützen. Eine Vereinnahmung der Wissenschaft durch die Politik vermag ich darin nicht zu erkennen.

Ihre Fragestellung, ob "man sich bei der WHO vielleicht bewusst ist, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis sondern nur einen Konsens gibt" ist an die WHO gerichtet und kann daher von mir im Rahmen dieses Forums nicht beantwortet werden.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing

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