Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Tino W. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Bätzing,
zunächst einmal möchte ich Ihnen gratulieren, dass Sie und ihre Mitstreiter die Aufnahme der Diamorphin-Behandlung in die Regelversorgung durchgeboxt haben.
Diamorphin ist ja als Alternative für Schwerstabhängige gedacht die mit Methadon oder Buprenorphin nicht richtig behandelt werden konnten. Wie Ihnen sicher bekannt ist gibt es aber auch viele "normale" Patienten die mit Methadon grosse Probleme haben, z.B. weil schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten: starke Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen, ständiges Schwitzen, Antriebslosigkeit und Depressionen. Diese Symptome sind häufig ursächlich für fortgesetzten Beikonsum oder das Scheitern der Behandlung.
In Österreich können solche Patienten auch mit retardiertem Morphin behandelt werden, das verwendete Präparat heisst Substitol und ist 24 Stunden wirksam. In Studien hat sich Substitol als ebenso wirksam erwiesen wie Methadon, gleichzeitig hat es nicht die genannten Nebenwirkungen und wirkt deutlich antidepressiv.[1] Angesichts der positiven Erfahrungen in Österreich haben auch Slowenien und Bulgarien Substitol zur Behandlung der Opiatabhängigkeit zugelassen. In der Schweiz kann mit Genehmigung durch den Kantonsarzt ebenfalls eine Substitution mit Morphin durchgeführt werden.
Dazu also meine Frage: wieso ist Morphin/Substitol nicht auch in Deutschland zur Behandlung der Opiatabhängigkeit zugelassen? Und würden Sie sich als Drogenbeauftragte der Bundesregierung für die Zulassung einsetzen? Angesichts der Tatsache das sich in Deutschland 50% der Suchtkranken nicht in Behandlung befinden wäre eine zusätzliche Therapieoption doch positiv.
Vielen Dank und
Mit freundlichen Grüssen,
Ihr Tino Walser
[1] Eder H. et al.: Comparative study of the effectiveness of slow release morphine and methadone for opioid maintenance therapy. Addiction 100: 1101-1109 (2005)