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Robert Brannekämper
CSU
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Frage von David G. •

Frage an Robert Brannekämper von David G. bezüglich Verkehr

Obschon eine Tram die dreifache Kapazität eines Busses hat und man zu diversen Tageszeiten mit dem Rad schneller ist als mit dem Auto, stemmt sich ihr Parteikollege Joseph Spaenle gegen die Tram durch den Englischen Garten, was aber kapazitätsmässig auch die U4 entlasten könnte. Wie stellen Sie sich den ÖPNV in Bogenhausen in der Zukunft vor und was halten Sie von der Tram durch den Englischen Garten?

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Sehr geehrter Herr G.,

für Ihre Frage zur geplanten Trambahn durch den Englischen Garten bedanke ich mich. Für die verzögerte Bearbeitung, die der hohen Terminfülle und erheblichen Anzahl an Zuschriften vor der Landtagswahl geschuldet ist, darf ich um Ihr Verständnis bitten.

Ich bin ganz offen zu Ihnen: Wie auch mein Parteikollege Dr. Ludwig Spaenle bin auch ich nicht von der Planung einer Trambahn durch den Englischen Garten überzeugt. Dies hat vor allem denkmal- und landschaftspflegerische Gründe, aber auch den Hintergrund der Sicherheit der Besucher dieses einmaligen Gartendenkmals.

Bereits in den 1920er Jahren gab es erste Überlegungen, eine Trambahn durch den Englischen Garten zu realisieren. Da dieses Vorhaben am erbitterten Widerstand der Münchner scheiterte, gab es Ende der 1990er Jahre neue Pläne der Landeshauptstadt, einen Durchstich durch den Englischen Garten zu bauen.

Auch wenn durch die heutige Planung im Vergleich zu den Plänen aus dem Jahr 1998 mit einer Akku-Tram auf die Errichtung von 37 Fahrleitungsmasten verzichtet werden kann, so muss man dennoch davon ausgehen, dass durch die neue Trambahntrasse der Straßenquerschnitt um mindestens einen Meter, in einigen Teilbereichen sogar um etwa 2,80 Meter verbreitert werden müsste. An der in Zukunft geplanten Haltstelle Chinesischer Turm würde die notwendige Verbreiterung sogar etwa 6,80 Meter betragen. Durch die zur Aufweitung des Lichtraumprofils nötigen Rückschnittmaßnahmen im Grünbestand wird die Straße zusätzlich optisch verbreitert werden. Zwar wird, wie angesprochen, auf Fahrleitungsmasten verzichtet werden, aber dennoch waren bisher 13 Beleuchtungsmasten entlang der Trasse notwendig.

Zum Gesamtprojekt wurde bereits bei der Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes im Jahr 2006 von den dort gehörten Gutachtern festgestellt: ,,Die beschriebenen Vielfaltsverluste im Straßenbild, die mit einer Verbreiterung, der Streckung und der Verstetigung des Straßenoberbaues eintreten werden, müssen als gravierend eingeschätzt werden. Dazu würden noch die erwähnten Verluste der Raumvielfalt (durch die Breite der Straße) sowie der Perspektivvielfalt treten (vor allem überschaubarer Straßenabschnitte), so dass insgesamt die Vielfalt erheblich reduziert würde.“

Die optische Beeinträchtigung durch die vielen technischen Elemente wie Schienen und Beleuchtungsmasten wie auch die Vielzahl der auf der Strecke verkehrenden Straßenbahnzüge werden einen erheblichen Naturnäheverlust verursachen.

Der Englische Garten als Gartendenkmal europäischen Ranges wird durch diese Trambahntrasse massiv geschädigt, zumal den idealisierenden Darstellungen der Stadt nicht Glauben geschenkt werden darf, weil die Renderings der Stadtwerke diese Trasse nur als undefinierte sandfarbene Fläche mit Trambahngleisen zeigen, flankiert von zwei spärlich benutzten Radwegen. Die Realität ist eine deutlich andere. Das System der Wege im Englischen Garten erstreckt sich im Wesentlichen in Nord-Süd-Richtung. Dabei ist der südliche Teil des Parks zwischen Haus der Kunst und Kleinhesseloher See eine der am stärksten besuchten Stellen. Bis zu 100 000 Menschen werden an schönen Tagen hier gezählt.

Alle Fuß-, Rad-, Reit- und Wirtschaftswege kreuzen die 900 Meter lange Trasse, auf der in Zukunft eine Trambahn verkehren soll. Es gibt dort neun Wegkreuzungen und sieben Abzweigungen bzw. Einmündungen. Dabei handelt es sich um stark frequentierte Fuß­ und Radwege sowie einen Reitweg. Bereits heute stört schon der Busverkehr durch den Englischen Garten die Geruhsamkeit und die Erholungsfunktion. Vor allem Eltern tun gut daran, in diesen Bereichen ihre Kinder besonders zur Vorsicht zu mahnen.

Die Querung des Englischen Gartens auf dieser Trasse durch eine Straßenbahn führt im Vergleich zum heutigen Zustand zu erheblich weniger Verkehrssicherheit. So kann eine Straßenbahn nicht ausweichen und ihre Bremswege sind deutlich länger. Durch eine Straßenbahn wird ein unbeschwertes Spazierengehen und Schlendern durch den Park, der als Weltkulturerbe zu betrachten ist, massiv beeinträchtigt, denn die Tramtrasse wird zu einer Sicherheitsbarriere führen, die den Erholungswert entscheidend mindert.

Auch dürfte die Entlastungswirkung weit weniger deutlich ausfallen, als erhofft. Aus meiner Sicht wäre die Stadt daher gut beraten, das U- und S-Bahn-Angebot in Bogenhausen auszubauen. Dazu gehören zum einen die Verlängerung der U4 bis zum U-Bahnhof Johanneskirchen, Taktverdichtungen und der Einsatz von Langzügen, aber im S-Bahnbereich auch der barrierefreie Ausbau der Bahnhöfe.

Ich hoffe, Ihnen hiermit einige Argumente geliefert zu haben, die Sie meine Position verstehen lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Robert Brannekämper, MdL

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