Zum Sozialismus: wie soll verhindert werden, dass ein neuer Anlauf nicht erneut scheitert? Welche Schlussfolgerungen sollen aus der Entwicklung ehem sozialistischer Staaten gezogen werden?

Um einen neuen Anlauf zu unternehmen, muss man zuerst analysieren, warum der erste Anlauf gescheitert ist. Es wurden 1917 die Oktoberrevolution durchgeführt und der Sozialismus lange Jahre erfolgreich aufgebaut. Doch „der entscheidende Kampf wurde über die Denkweise geführt. Die kleinbürgerliche Denkweise hat sehr stark im Funktionärskörper der KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) - in der Partei, der Staatsführung und in der Wirtschaftsführung - Einfluss genommen. Sie hat Einfluss genommen auf Funktionäre, die angefangen haben, sich Privilegien herauszunehmen und ihre Macht zu missbrauchen. Es drang eine kleinbürgerlich-egoistische und kleinbürgerlich-karrieristische Denkweise bei diesen Funktionären vor. Mit diesem Problem ist der Sozialismus nicht fertig geworden. Das ging bis dahin, dass der Sozialismus 1956 durch einen bürokratischen Kapitalismus ersetzt wurde. Stalin hat dagegen gekämpft. Aber er hat auch mit Methoden gekämpft, die zum Teil sehr fragwürdig sind. Er hat sich einseitig und administrativ auf die Geheimdienste gestützt. Das war ein Riesenfehler.“ (Stefan Engel, Leiter des theoretischen Organs der MLPD)
Wir müssen aus diesen Fehlern lernen. Die MLPD hat festgestellt: Wir können den Sozialismus nur auf der Grundlage einer Denkweise aufbauen, die tatsächlich frei von der bürgerlichen Ideologie ist. Das geht nur, indem man den Massen eine andere Rolle einräumt und mit einer richtigen Streitkultur, die man fördert und nicht unterdrückt. Das zweite Problem ist, dass tatsächlich die Massen eine Kontrolle über ihre Führung ausüben müssen. Dazu müssen sie auch Rechte haben, Leute abzusetzen, die nicht mehr im Sinne des Sozialismus arbeiten. Nicht umgekehrt: Dass diese Funktionäre dann alles dominieren und die Leute unterdrücken, wenn diese Kritik haben. Wir brauchen ein System der Selbstkontrolle: Kontrolle von oben, Kontrolle von unten und Selbstkontrolle.
Die MLPD hat vielfältige Schlussfolgerungen aus der von Ihnen angesprochenen Fehlentwicklung gezogen: Die Funktionäre der MLPD sind zu einem bescheidenen Lebensstil angehalten und eng mit den Menschen verbunden. Hauptamtliche Funktionäre bekommen maximal durchschnittlichen Facharbeiterlohn. Jede Leitung ist zur Rechenschaftslegung gegenüber den Mitgliedern verpflichtet. Die MLPD finanziert ihre Arbeit nur aus Beiträgen und Spenden der Mitglieder und der Massen. Sie ist finanziell unabhängig. Wer Parlamentssitze oder andere Mandate hat oder wie ich anstrebt, ist verpflichtet, keinerlei persönliche Vorteile anzunehmen, worüber Rechenschaft abgelegt werden muss. Das Organisationsprinzip des demokratischen Zentralismus gewährleistet, dass die Initiativen aller Mitglieder in das einheitliche Handeln der Partei eingehen. Freimütige Kritik und Selbstkritik ist Markenzeichen der leitenden Genossinnen und Genossen der MLPD und Entwicklungsgesetz der Partei. Entscheidende Triebkraft ist der proletarische Ehrgeiz, selbstlos für die Befreiung der Arbeiterklasse einzutreten. Diese Grundsätze sind keine graue Theorie, sondern werden seit Jahren in der MLPD erfolgreich praktiziert. Deshalb lautet unser optimistisches Motto "Make Socialism great again!"
Beste Grüße, Reiner Dworschak