Herr Krämer, Wieso sind Sie nicht für eine Weiterführung der Vermögenssteuer?
Die Vermögensungleichheit in Deutschland nimmt vorallem nach Corona immer schneller zu. Der Vermögens-Gini von Deutschland ist Heute mit 0.79 der höchste in ganz Europa und nach den USA der zweithöchste in den G7-Staaten.[1] Deutschland ist also eines der Länder in denen Vermögen mit der 'größten Schere zwischen Arm und Reich'. Sehen Sie in dieser Ungleichverteilung kein Problem? Und wenn Sie ein Problem sehen wie wollen Sie es ohne eine Vermögenssteuer lösen/angehen?
[1] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Verm%C3%B6gensverteilung
Beste Grüße
Ein Nachbar aus dem Martinsviertel

Sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre Frage!
Die Forderung nach einem gerechteren Steuersystem halte ich nicht nur wegen der immer größer werdenden finanziellen Herausforderungen für die öffentlichen Haushalte, sondern auch aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit für richtig. Es ist ausreichend belegt, dass die soziale Schere in Deutschland immer weiter auseinander geht und große Vermögen immer weiter wachsen.
In unserem aktuellen Programm setzen wir Grüne uns daher erneut für eine Vermögenssteuer und eine gerechtere Vermögensverteilung ein. Denn klar ist: der Abstand zwischen Arm und Reich ist in den letzten Jahrzehnten so weit aufgegangen, dass das reichste Prozent der Deutschen mittlerweile mehr Vermögen besitzt als 90 Prozent der Gesellschaft zusammen. Damit zählen wir zu den Ländern mit der ungleichsten Vermögensverteilung in Europa. Ein erheblicher Teil der großen Vermögen in Deutschland stammt nicht aus eigener Arbeit, sondern aus Erbschaften. Wir haben gute Konzepte, die die Vermögensungleichheit effektiv reduzieren. Zu möglichen Ansätzen gehören: eine globale Milliardärssteuer, eine fairere Erbschaftssteuer, eine gerechte Immobilienbesteuerung ohne Schlupflöcher und eine nationale Vermögenssteuer auf sehr hohe Vermögen. Das ist alles andere als einfach. Deswegen fokussieren wir uns auf folgende Maßnahmen: eine Reform der Erbschaftssteuer hin zu einem Modell mit personenbezogenem Lebensfreibetrag, weitgehender Streichung bestehender Ausnahmen für außerordentlich große Erbschaften (selbst bewohntes Eigentum bleibt befreit) und großzügigen Stundungsregelungen, aktiver Einsatz für die Einführung der globalen Milliardärssteuer sowie das Schließen weiterer offenkundiger Gerechtigkeitslücken im Steuersystem.
Mit freundlichen Grüßen
Philip Krämer