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Philip Krämer
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Frage von Andreas R. •

Hallo, ihr Energieplan hat nur einen Fehler. Was ist bei Sonnen-/Windarmut, wie häufig im Winter? Speicher gibt es nicht und sind auch nur schwer realisierbar.

Wie sollen die Menschen in Zukunft ihr zu Hause heizen, wenn es keine fossile Verbrennung mehr geben soll? So viel Holz hat Deutschland gar nicht. Wärmepumpen sind aus geologischen Gründen nicht überall möglich. Dazu kommt noch ein großer Mehrbedarf an Strom für den Mobilitätsumstieg. Wenn jetzt auch noch mit Strom geheizt werden soll, dann reicht es nicht 2...3 Überlandleitungen von Nord nach Süd zu bauen. Denn dafür sind die kommunalen Stromnetze gar nicht ausgelegt. Dieser Umbau wird ein Projekt für viele Jahrzehnte. Sie wollen aber schon in 10 Jahre CO2-neutral sein. Es ist ja nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch der Rohstoffe für die E-Technik, wie z.B. seltene Erden und Lithium aus umwelttechnisch, fragwürdigen Quellen. Ach ja und welches CO2-Geld wollen sie denn verteilen, wenn es keine Verbrennung mehr gibt? Grüne Energie ist nun mal teuer, alleine schon wegen der Speicher (die es ja auch noch nicht gibt).

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Netzausbau

Der zügige Ausbau der Stromnetze ist ein zentraler Beitrag zum Gelingen der Energiewende. Trotzdem sind derzeit nicht so viele Stromleitungen in Planung, dass wir damit wieder zu einer Stromversorgung ohne Netzengpässe kommen werden. Es kann auf Dauer nicht gut funktionieren, diese Tatsache am Strommarkt komplett zu ignorieren. Zum Beispiel der Transport von Strom und Wasserstoff: Wenn im Norden Strom zur Verfügung steht und im Süden zeitgleich Strom gebraucht wird, dann soll Strom transportiert werden. Die Umwandlungsverluste bei der Herstellung und Rückverstromung von Wasserstoff sind zu hoch und der Platz in Norddeutschland inklusive der Nordsee zu begrenzt, als dass einfach weitere Windräder zum Ausgleich der Verluste aufgestellt werden könnten um den gesamten Transportbedarf für Energie in Form von Wasserstoff nach Süden zu transportieren. Es ist aber gleichzeitig nicht unbedingt sinnvoll, weitere Höchstspannungsleitungen durch die Republik zu ziehen, nur damit im Süden Wasserstoff aus norddeutschem Strom hergestellt werden kann. In diesem Fall ist der Transport als Wasserstoff zumindest so lange einfacher, wie bestehende Gasleitungen für den Transport von Wasserstoff umgewidmet werden können.

Auch für die Beachtung von Netzengpässen sollte den flexiblen Technologien künftig ein Preisvorteil eingeräumt werden. Dafür können sich mehrere Ansätze ergänzen: „Nutzen statt Abschalten“ fordern wir seit Jahren. Es geht darum, den grünen Strom für Wärme oder Wasserstoff nutzbar zu machen, der derzeit verloren geht, wenn Windräder bei einem Netzengpass zum Stillstand verdonnert werden. Das gelingt, indem der Strom dann ohne oder mit reduzierten Abgaben und Entgelten verwendet werden kann.

Nur wenn zusätzlich zu den heutigen Ausbauzielen Erneuerbare Energien gebaut werden, kann die Dekarbonisierung von Wärme, Verkehr und Industrie gelingen. Deshalb schlagen wir folgendes weiteres Instrument der Regionalisierung vor, damit die Sektorkopplung den Bedarf an Netzausbau nicht unnötig in die Höhe schießen lässt: Sektorkopplung für Netzentlastung vergüten: Anstatt unsystematisch eine Vielzahl an Privilegien bei den Netzentgelten für einzelne Technologien zu verteilen, bietet sich auf der Ebene der Übertragungsnetze eine generelle, technologieoffene Streichung der Netzentgelte für große Anlagen der Sektorkopplung an, wenn diese durch ihren Strombezug keinen Netzengpass verstärken oder verursachen. Darunter würden zum Beispiel Elektrolyseure und Wärmepumpen ab einer bestimmten Größe fallen. Der günstige Strom ist Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit vieler Technologien. Zugleich würden sie im Falle eines Netzengpasses schon vor dem Redispatch vom Netz genommen, also nicht zum Ausbaubedarf der großen Stromleitungen beitragen. Alternativ müssten sie deutlich erhöhte Netzentgelte bezahlen für die Stunden im Jahr, wenn sie Strom durch einen großen Engpass hindurch beziehen wollen.

Variable Verteilnetzentgelte: Speziell in Regionen mit viel eigener erneuerbarer Erzeugung können variable Verteilnetzentgelte eine Option sein. Hier gibt es bereits erste Pilotprojekte. Je nach Lage im Stromnetz beträgt das Verteilnetzentgelt beispielsweise 0 Cent, 6 Cent oder 12 Cent. Das ist eine Preisspanne, die durchaus Anpassungen im Verbrauch hervorrufen wird. So könnten regionale Engpässe in Verteilnetzen beim Abtransport von erneuerbarem Strom entschärft werden. 

Energiegeld

Damit Klimaschutz sozial gerecht ist, wollen wir die Einnahmen aus dem CO2-Preis direkt an die Bürger*innen zurückgeben. Dazu streben wir neben der Senkung der EEG-Umlage ein Energiegeld an, das jede*r Bürger*in erhält. Über das Energiegeld geben wir alle zusätzlichen CO2-Einnahmen an die Menschen zurück, und zwar fair aufgeteilt pro Kopf. So kann man mit Klimaschutz Geld verdienen und es findet ein sozialer Ausgleich im System statt. Unterm Strich werden so Geringverdiener*innen und Familien entlastet und vor allem Menschen mit hohen Einkommen belastet. Bezieher*innen von Transferleistungen wie Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe profitieren ebenfalls, da das Energiegeld nicht auf die Grundsicherung angerechnet werden soll. Um zum Beispiel Pendler*innen mit niedrigen Einkommen bei der Anpassung zu unterstützen, legen wir einen Fonds für Transformationszuschüsse auf, der mit großzügigen Hilfen unterstützt, etwa beim Umstieg auf ein emissionsfreies Auto.

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