Frage an Peter Röhlinger von Thomas S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Dr. Röhlinger!
Sie antworten am 27.04.10 auf die am 12.02.10 von F. B. gestellte Frage,
Zitat Dr. Peter Röhlinger:
"Gesetzliche Mindestlöhne verschärfen den Abbau von Arbeitsplätzen in lohnintensiven Sektoren sowie im Niedriglohnbereich. Sie führen tendenziell zu höheren Preisen und schwächen damit die Kaufkraft."
http://www.abgeordnetenwatch.de/dr_peter_roehlinger-575-37897--f247122.html#q247122
Auf den 1. Blick scheint Ihre Aussage als logisch und folgerichtig, ich erkenne aber darin leider nurmehr Halbwahrheiten, die weitere wichtige Zusammenhänge nicht berücksichtigen.
Zunächst störe ich mich erheblich daran, wie Sie hier m.E. diffus und pauschalisierend von einer angeblich drohenden Schwächung der Kaufkraft auf Grund von Mindestlöhnen sprechen, denn
ich finde: Gute Arbeit erfordert Ihren Preis, d.h. die damit verbundenen Kosten stellen einen sinnvollen Gegenwert für die mit dieser Arbeit erstellten Produkte und Dienstleistungen dar.
Frage 1:
Warum verkennen Sie diesen sinnvollen Zusammenhang und sprechen
stattdessen m.E. einseitig nur aus der Sicht der Verbraucher von einer Schwächung der Kaufkraft?
Frage 2:
Angenommen: Menschen in dem nun nicht gerade armen Deutschland wären tatsächlich nicht in der Lage die durch einen Mindestlohn evtl. steigenden Preise zu zahlen, läge dann das Problem nicht mehr bei den Einkommen dieser Menschen?
Frage 3:
Würde es nicht mehr Sinn machen, an dieser Stelle das Problems zu erkennen und zu bearbeiten?
Frage 4:
Ist Ihnen evtl. schon einmal die Idee gekommen, dass durch Niedriglöhne und prekäre Arbeit
unmittelbar die Kaufkraft der betroffenen Arbeitnehmer geschwächt wird?
Ich finde zudem, dass nicht wenige Menschen mit hohem Einkommen (MdBs eingeschlossen) höhere und faire Preise für Waren und Dienstleistungen zahlen können.
Frage 5:
Warum soll der Niedriglöhner durch seine billige Arbeitsleistung
die Kaufkraft dieser Menschen "stärken"?
Mit freundlichen Grüßen, Thomas Schüller
Sehr geehrter Herr Schüller,
die Gretchenfrage ist: Wie kommen Löhne und Preise zustande? Die eine Möglichkeit ist, dass der Staat das festlegt. Das hatten wir schon und ich bin froh, dass das Vergangenheit ist. Die andere Möglichkeit ist, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen und der Staat nur die Rahmenbedingungen festlegt.
Sie meinen, gute Arbeit habe ihren Preis und die damit verbundenen Kosten stellten einen sinnvollen Gegenwert für die mit dieser Arbeit erstellten Produkte und Dienstleistungen dar. Da haben Sie zweifellos recht. Aber wenn sich diese Produkte und Dienstleistungen zu diesem Preis nicht verkaufen lassen, dann nützt das nichts.
Sehr geehrter Herr Schüller, ich glaube, bei diesem Thema gehen wir von verschiedenen Voraussetzungen aus und haben deshalb unterschiedliche Auffassungen. In einer pluralen Gesellschaft gehört das dazu.
Mit freundlichem Gruß
Peter Röhlinger