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Oliver Kaczmarek
SPD
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Frage von Mareike M. •

Wieso wird nicht in das vielversprechende Medikament BC007 investiert? Wir sind ein Heer von schwer autoimmun Long Covid Erkrankten (ca 1 Millionen in D.) und es gibt bisher KEINE Medikamente!

Dieses Medikament ist von außerordentlicher Bedeutung. Mein Mann erhielt eine Immunadsorption an einer Uniklinik und war daraufhin 10 Wochen komplett symptomfrei (!), vorher und jetzt großteils bettlägerig. BC007 macht dasselbe wie die Blutwäsche Immunadsorption, nur besser, risikoärmer und günstiger. BC007 bindet die Autoantikörper, auch jene welche schon an den Zellen angedockt haben. Zudem scheint es einen nachhaltigen Effekt zu haben, da 3 der 4 Probanden aus den Heilversuchen aus der UK Erlangen immernoch symptomfrei sind. Das Nebenwirkungsprofil ist ebenfalls günstig (vorangegangene Studien zu Kardiomyopathie seit 2015). Long Covid wird immer noch schwer unterschätzt, viele Verläufe chronifizieren sich. Zudem entsteht durch die schiere Menge an Betroffenen ein immenser wirtsch. Schaden. Es gibt bisher keine sehr aussichtsreichen Medikamentenkandidaten im internationalen Raum für Long Covid, außer BC007. Ohne finanz. Unterstützung kann es immernoch nicht in die Studie starten.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau M.,

schönen Dank für Ihre Frage zur finanziellen Unterstützung des Medikaments BC007, auf die ich Ihnen gerne antworte.

Ich kann Ihnen versichern, dass Long-COVID einer der Gesundheitsforschungsschwerpunkte der nächsten zwei Jahre sein wird. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt mit der „Richtlinie zur Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von COVID-19 (Long-COVID)“ 6,5 Millionen Euro bis 2024 zur Erforschung von Long-COVID und seiner Behandlung bereit. Die Richtlinie fördert zehn Vorhaben zur Erforschung von Long-COVID. Darunter fällt auch das Projekt „reCOVer“ unter der Leitung des Universitätsklinikums Erlangen, das Sie in Ihrer Nachricht erwähnten. Das mit 1,2 Millionen Euro geförderte Projekt läuft bis zum Sommer 2023 und wird Hinweise auf die Wirksamkeit von BC007 bei Long-COVID geben.

Das Universitätsklinikum Erlangen, das die Projektleitung hat, arbeitet dabei mit dem Start-up Berlin Cures zusammen, über das u.a. BC007 bezogen wird. Auf der Internetseite von Berlin Cures können Sie mehr über die Arbeit des Unternehmens erfahren. Berlin Cures wird noch in diesem Jahr die Genehmigung für eine klinische Studie (Phase II) zum Wirkstoff BC007 beantragen. Nach der Durchführung der Studie durch eine Auftragsgesellschaft erwartet Berlin Cures in der zweiten Jahreshälfte 2023 Ergebnisse.

Die Zulassung eines Medikaments für den Markt erfordert eine behördliche Genehmigung. Die zuständigen nationalen Behörden für die Erteilung von Zulassungen sind in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Die Zulassung kann nicht ohne Studienphasen II und III erfolgen, in denen der Dosierungsrahmen definiert und die Wirksamkeit an zunächst kleinen und später großen Patientengruppen bestätigt wird. Der Genehmigungsprozess des regulären Verfahrens lässt sich nicht beschleunigen. Für eine Beschleunigung des Zulassungsverfahrens eines Medikaments müsste eine Notfallzulassung beantragt werden. Diese müsste im Fall von BC007 von Berlin Cures erfolgen.

Weitere Informationen zur Förderrichtlinie und den geförderten Projekten finden Sie auf der Internetseite des BMBF. Ich informiere Sie gerne über die weiteren Entwicklungen der Fördervorhaben für Long-COVID-Forschung. Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Informationen weiterhelfen und wünsche Ihnen auch gesundheitlich alles Gute.

Herzliche Grüße aus Berlin

Ihr Oliver Kaczmarek

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